Stand: 18.03.2023
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Rolf Badenhausen

Zwölf um Dietrich von Bern — Heldenphysiognomie aus der Retorte?

 
Geburt, Jugend, Heirat, Taten und Tod als nicht realitätsgebundene, sondern dichterische oder pseudohistorische Formelbausteine zur Erzeugung von Heldendenkmälern. Figurative Netzwerkkomponenten, die zu den Tragpfeilern der Thidrekssaga zählen sollen. Assembliert noch in Anlehnung an altphilologische Erkenntnisse, dass ihre Hauptfigur nicht oder nicht hinreichend mit dem ostgotischen Theoderich identifiziert werden kann. Abgesegnet mit neuerlichen forschungsinspirativen Investitionen, deren Nährböden im Bannkreis dichterischer Heldenepik und verlockend subtilen Potenzials zeit- und raumvariabler Stoffaneignung synthetisiert wurden.

Heinz Ritter-Schaumburg hat diese grundsätzliche Quellenanschauung mit konstruktiven Gegendarstellungen zurückgewiesen.

In ihrer Reaktion haben sich Germanistik, Nordistik und Skandinavistik unter anderem darauf verlegt, die berichtgeografisch wie handlungsstrategisch jedoch unhaltbare „oberitalienische Provenienz des Dietrichstoffs der Thidrekssaga“ anhand auch figurativ zweifelhafter Deutungen, etwa mit einem gar venezianischen Hildebrand, weiterhin zu protegieren. Die somit hauptsächlich romanische Gestalten- und Gestaltungsidentifizierungen bevorzugende Forschung verfolgt demnach – noch mit Amalern, die nach den vorliegenden Quelltexten jedoch nirgends mit Thidreks Vorfahren in Verbindung gebracht werden können – von höchst fragwürdiger Intertextualität und Komparatistik geprägte Interpretationsrichtungen, deren Theoreme, Zielsetzungen und Erkenntniswerte mit einer nicht minder hinterfragwürdigen Quellenauffassung über die altwestnordischen und altschwedischen Handschriften einhergehen dürfen.(1)

Nun stammt aus dem für die Thidrekssaga forschungsbibliografisch und literarinterpretatorisch schier grenzenlos errichteten ostgotischen Freiraum noch der bemerkenswerte Versuch, eine historiografische Überlieferung anhand einer Mengenkonstellation von 12 +1 als ein Transmissionswerk von scheinbar vorherrschend fiktiven geschichtlichen Berichten zu relativieren. Insoweit wird für ein Sagenmilieu „Theoderichs des Großen“ auch weiter impliziert, dass für die altwestnordische Reproduktion des Dietrich von Bern ursprünglich keine hinreichende Anzahl an historisch glaubhaften Gefolgsleuten tradiert worden war und deswegen – zum zielstrebig geplanten Aufbau eines Zwölferbundes nach systematischem Gestaltungsprinzip – mit der Vita des Berner Königs teils historische oder legendäre, teils rein fiktive Gestalten verknüpft wurden.

Die Historizität der Thidrekssaga betreffend bleibt damit unter anderem zu hinterfragen, ob und in welchem Umfang ihre Skriptoren tatsächlich auf diesen Zwölferbund fixiert sind oder, im Interesse von zum Teil fragwürdiger Forschung, sein müssen.

Ausgehend von Ritter-Schaumburgs grundsätzlicher erzähltypologischer Auffassung über die Thidrekssaga wäre demnach vor allem abzuwägen, ob eine nach ihren Kernerzählungen konsistente Geschichtsüberlieferung – so auch mit einer herkunftsgeografischen Zusammenführung von Dietrichs zwölf Gefolgsmännern – von einem hochmittelalterlichen Chronisten mit einem teils unterhaltsamen epischen, teils auch plattitüdenartigen Rahmenwerk historiografiert werden durfte. Man vergleiche übrigens diese altwestnordisch wie altschwedisch angegebene Heldenzahl mit jenen „suo suorumque XII nobilissimorum“ des fränkisch zu identifizierenden Hugo Theodericus in den Annales Quedlinburgenses, aber auch zur Vorlagengebung und -verarbeitung des von Hermann Reichert nahegelegten Thidrekssaga-Großwerks die niederdeutsche bzw. Wedinghausener Quellenhypothese von Roswitha Wisniewski.

Die Auftritte der zu Thidreks bzw. Dietrichs Zwölferbund gezählten Gefolgsmänner lassen sich gemäß Carl R. Ungers Handschriften-Partitionierung in diesen Kapiteln bzw. Kapitelbereichen der Thidrekssaga lokalisieren:

 

 

Mb 15

Hildebrand wird Lehrer, Berater und somit besonderer „Gefolgsmann“ von Dietrich von Bern.

Mb 18–20

Heime wird Gefolgsmann.

Mb 80–81

Witig will Dietrichs Gefolgsmann werden und zieht nach Bern.

Mb 82

Hornboge als designierter Gefolgsmann genannt.

Mb 103

Fasold wird Gefolgsmann.

Mb 106

Sintram wird Gefolgsmann.

Mb 124

Þetleif (mit ausführlichem Vorbericht) wird Gefolgsmann.

Mb 130

Amelung wird Gefolgsmann.

Mb 132

Wildeber wird Gefolgsmann.

Mb 133

Herbrand wird Gefolgsmann.

Mb 134–145

Heerfahrt von „Attila“ und Dietrich gegen Osantrix. Der Berner König verfügt über zehn Gefolgsleute. Neben Dietrich nur Herbrand, Witig und Wildeber in den Handlungen genannt.

Mb 146–151

Zug gegen Jarl Rimstein. Streit und Zerwürfnis zwischen Witig und Heime. Hildebrand nicht, Wildeber nur kurz erwähnt.

Mb 152–169

Sigfrids Kindheit und Jugend. Über die Niflungen.

Mb 170

König Gunter wird Gefolgsmann.

Mb 170

Hagen wird Gefolgsmann.

Mb 171–224

Heraldik und Persönlichkeitsprofile der zwölf Gefolgsmänner. Bertanga-Zug. Amelung heiratet eine Tochter von König Isung (Mb 223).

Mb 225

Hornboge, Amelung, Sintram und Herbrand verlassen den Zwölferbund.

Mb 226–230

Über Vermählungen und Verhältnisse zwischen Sigfrid und Grimhild, Gunter und Brünhild.

Mb 231–239

Herbort und Hilda, König Dietrich o. G. (‚Sintram’ = Tristram)

Mb 240

Vermählungen von König Dietrich, Fasold, Þetleif.

Mb 241–244

Walther und Hildegund; Hagen.

Mb 245–275

Über Iron und Isolde, Apollonius, Iron und Bolfriana, Ake d. Ä. Neben König Dietrich agieren nur Heime und Witig (vermählt mit Bolfriana, Mb 275). Mb 269 erwähnt Þetleif.

Mb 276–290

Über Ermenriks Machtkonsolidierung und Ausdehnung. König Dietrichs Vertreibung. Es agieren Hildebrand, Heime und Witig.

Mb 291–315

In diesem Teil der Wilzenüberlieferung wird, Hildebrand und Wildeber ausgenommen, kein weiterer Gefolgsmann erwähnt.

Mb 316–341

Gransport, Erkas Tod. Berichte über Hildebrand, Wildeber †, Witig (flieht, vermisst).

Mb 342–348

Sigfrids Tod.

Mb 349–355

König Isungs Wilzenzug.(2) Fasold †, Þetleif †. Dietrich unbeteiligt!

Mb 356–394

Niflungenuntergang, Gunter †, Hagen †. 

Mb 395–415

Dietrichs Rückkehr nach Bern. Herrat als seine Frau erwähnt. Einzug in Rom. Hildebrand †.

Mb 423–428

Aldrians Rache; o.G.

Mb 429–437

Heimes Klosterepisode und Tod (436). Dietrich rächt Heime (437).

Mb 438

König Dietrich †. (Altschwedische Addenda: Witig †, König Dietrich †.)


 


Anmerkungen


o. G.: ohne Gefolgsmann

 

Da es sich bei den altwestnordischen Handschriften aus vorrangig erscheinenden Indizienkontexten nur um eine übersetzerische Übertragung eines umfassenden chronistischen oder historiografischen Materials aus einem mittelalterlich-deutschsprachigen Raum handeln kann – soweit dieses Postulat auch zur wahrscheinlichsten Transmission kaum zu erschüttern ist –, sieht der Verfasser in diesem Fall keine Veranlassung zur Übernahme von sämtlichen vergleichbaren altwestnordischen Termini.

 

Dem Rechnung tragend wird hier größtenteils auf die deutschsprachigen Gestaltennamen der von H. Ritter-Schaumburg bevorzugten Thidrekssaga-Ausgabe von F. H. von der Hagen zurückgegriffen. Die von Carl R. Unger eingeführte wie auch hier verwendete Kapitelteilung bzw. -nummerierung findet sich u.a. in der englischen Übersetzung von Edward R. Haymes (1988), der französischen Ausgabe von Claude Lecouteux (2001) wie auch in der insgesamt verlässlichen inhaltlichen Darstellung von Hans-Jürgen Hube (2009). Dessen Ausgabe folgt weitgehend den kodikologischen Kriterien von Fine Erichsen (1924; vgl. dazu insb. isl. Hs. A) und gibt die Kapitelangaben abschnittsweise in Fußnoten an. [ Erweitertes Inhaltsverzeichnis der Übertragung von Hans-Jürgen Hube ]


 

Der kollektive Auftritt der Zwölfergruppe um Dietrich ist offenbar lediglich auf das Gastmahl und die Isung-Kämpfe beschränkt und gegenüber dem Hauptgewicht der übrigen Berichte der Thidrekssaga nicht sonderlich prägnant.(3) Mit Sigfrid (Sigurd, Sigord), dem noch hinzukommenden Gefolgsmann des Berner Königs, wird die zahlenmagische Schallmauer mit „mach 13“ recht eindrucksvoll durchbrochen. Die Brüder Ake d. J. und Egard, zwei im Gegensatz zu Ermenriks Interessen immerhin als linientreu zu bezeichnende und noch von der Blómstrvalla saga heldenhaft herausgestellte Blutsverwandte von Dietrich, werden nicht dem Kreis seiner engsten Mitstreiter zugerechnet. Demnach mangelte es offenbar nicht an einer größeren Auswahl an selektierbaren Gefolgsleuten für die Titelgestalt der Thidrekssaga.

Stärke und Symbolik eines geeinten Zwölferbunds werden jedoch weder für sämtliche Ostlandzüge noch zu Gransport und Susat bemüht. Vielmehr besitzen neben Hildebrand, Dietrichs Gefolgsmann, Lehrer und Berater, nur Heime, Witig, Þetleif und Wildeber die mit deutlichen Abständen größten erzählerischen Anteile an den Berichten der Thidrekssaga. Nicht nur diese Helden, sondern auch die mit eigener Historie gewürdigten Gefolgsmänner Gunter (Gunnar) und Hagen (Hǫgni) erscheinen als individuelle und aus erzählerischen Perspektiven eher nicht mit dem Zwölferbund assoziierbare Größen. Aus erzähllogischen Gründen wird man dies wegen der nach Mb 225 aufgelösten Gruppe auch für die meisten Teilnehmer des Bertanga-Zugs nicht einfordern können.

Es lässt sich grundsätzlich feststellen, dass die Vermählungen der Zwölferbund-Helden zu unterschiedlichen Ereignissen bzw. verschiedenen Anlässen nicht nur solitär, sondern teils gemeinsam, teils auch komprimiert (Sigfrid, Gunter) angegeben werden. Dies gilt grundsätzlich auch für den Exodus der Helden, die, wie z.B. Þetleif und Fasold, offenbar heldenepisch entworfener Fahrplanmäßigkeit zugeführt werden sollen. Originalton Susanne Kramarz-Bein [2002:58; s. u. Quellen] mit Hervorhebungen des Verfassers: „Diese beiden werden aber im Burgundenuntergang nochmals aktiv und erst entsprechend später durch Tod aus der Saga entlassen.

Auch diese beispielhaft suggestive Anmaßung oder unabsichtliche Annahme kann mit einer sachlichen Stoffbetrachtung in Dietrichs altnordischem Erzählungsmilieu nicht begründet und daher nur entschieden zurückgewiesen werden.(4)

Fachwissenschaftlich propagierte „Heirats- und Todessequenzen“ müssen jedoch hinreichenden Fallzahlen mit entsprechend erkennbarer Abfolgesystematik genügen. Allerdings werden uns die Todesschicksale von vier Mitstreitern des Berner Königs nirgends mitgeteilt. Im Fall der ebenfalls nur lückenhaft vorliegenden Heiratsnotationen jener Helden der Zwölfergemeinschaft sind die zu ihren Vermählungen führenden Erzählungen allerdings so beschrieben, dass im Interesse auszudeutender Erzählintention sich aus diesen Vorgängen keine gemeinsamen Schnittmengenanteile zum Negieren eines glaubhaften Hintergrunds aufzeigen lassen. Auch wenn z.B. Dietrichs Brautwerbung nach den Berichten von Mb 231 bis Mb 239 nicht erfolgreich verläuft, bleibt weiterhin hypothetisch, dass sein Scheitern deswegen und flugs mit einer planmäßig erdichteten Dreierhochzeit kompensiert werden musste.(5)

Inwieweit wegen des hauptsächlichen Interesses der Thidrekssaga an politischen Verhältnissen und militärischen Auseinandersetzungen den überlieferten Heldenhochzeiten hypothetische Positionierungsrelevanz zugestanden werden darf, so unter Berücksichtigung literarstilistischer und insoweit auch planungsstruktureller Schemata, ist für die Historizität der Thidrekssaga nicht von erstrangiger Bedeutung. Gegenüber einer unkritisch erschlossenen „Heiratssequenz“ bleiben allerdings Brautwerbungen und Vermählungen zu differenzieren, bei denen weniger ritterliches Kolorit als vielmehr machtpolitische Interessen eine unübersehbare Rolle spielen. Hier lassen sich Traditionslinien identifizieren, die auch in anderen Überlieferungen Einlass fanden und daher nicht ohne Weiteres einer heldenepischen Inszenierung des altwestnordischen Skriptors zugewiesen werden können. So die politisch motivierte Verbindung von König Sigmund mit der Tochter von König Nidung/Eylimi [Verfasser 2007:444], so auch König „Attilas“ Brautwerbung und Ehelichung von König Osantrix' Tochter Erka [Verfasser 2007:279–282].(6) Ein weiteres Beispiel für eine mit politischen Interessen verbundene Vermählung, hier aus dem Kreis des Zwölferbunds, zeigt sich in der Verbindung von Witig mit der Witwe von Ake d. Ä, die einvernehmlich mit König Dietrich abgesprochen wurde. Hier ist wiederum geopolitisches Kalkül, in diesem Fall zur Machtkonsolidierung des Berner Herrschers, zu erkennen. Wie später zu Gransport berichtet wird, muss sich Dietrich angesichts Ermenriks Einfluss jedoch den Überläufer und Gegner Witig eingestehen.

Sowohl Heinz Ritter-Schaumburg als auch der Verfasser haben der Thidrekssaga eine Zeittafel unterlegt, für deren Chronologie nur wenige Kapitelbereiche der vorliegenden Handschriften umzupositionieren und für deren Gestalten-Vitae somit weitestgehend keine biologischen Ausnahmeverhältnisse festzustellen sind. Zum eher objektiven Stellenwert eines forschungstendenziell hoch gepriesenen „Strukturplans der Thidrekssaga“ darf auch diese Erkenntnis auf die altwestnordische Verarbeitung einer chronistischen Vorlage hindeuten. Insoweit können die nachweislichen Bemühungen vom dritten Membrane-Redaktor, gewisse gestalterische Einflüsse auf die Tektonik der Thidrekssaga und insbesondere bereits vorliegende Niflungenberichte ausgeübt zu haben, daher nicht „m.E. als wichtiges Argument gegen die von Hempel, Wisniewski und Andersson (zuletzt 1997) für die Þiðreks saga und besonders deren Niflunga saga vertretene ‚Übersetzungsthese’ “ [Kramarz-Bein 2002:62] umgemünzt werden.(7) Nicht nur die vom dritten Schreiber und Schriftführer bewahrte Arbeit des zweiten Skriptors, sondern auch die zu manchem Kriterium aufschlussreiche Konzeption der A/B-Handschriften – so deren Berichtpositionierungen von „Attilas“ Brautwerbung um Erka, Walther und Hildegund – lassen vielmehr und sehr wohl eine chronikalische Vorlagenstruktur zu, für die einerseits eine verschollene Schriftfassung postuliert werden darf und die andererseits – im Rahmen der festgestellten redaktionellen Reorganisationen (vgl. Mb2 mit Mb3 zur Niflungen-Genealogie) – zugunsten einer offenbar aktuell aufzuwertenden Historia transferiert wurde. Die z.T. „reformistische Stoffverarbeitung“ der Membrane widerspricht mithin nicht Ritter-Schaumburgs analytischen Gegenüberstellungen der altwestnordischen mit den altschwedischen Handschriften, für die er – was edierungshierarchisch nun keineswegs auszuschließen ist – eine gemeinsame schriftliche Vorlage postuliert. Die z.T. auch enzyklopädisch verbreitete Vorstellung, dass „wir aus dem Niederdeutschen, vor allem auch literartypologisch gesehen, keinerlei Belege für eine solche Erzähltradition haben“, lässt sich nach den textkritischen Analysen von Waldemar Haupt, Helmut Voigt, Roswitha Wisniewski, William J. Pfaff (Rezension über Wisniewski) und anderen Autoren, die eine verschollene Großvorlage bereits mehr als wahrscheinlich gemacht haben, nicht erhärten.

Es lässt sich ferner feststellen, dass nach den Textausgaben des dritten Membrane-Redaktors wie auch der übrigen Skriptoren der Festlandhandschrift nicht einmal für die Hälfte der Helden des Zwölfergespanns Hochzeitsmeldungen überliefert werden. Bereits diese Tatsache zu diesem Detailkriterium harmoniert kaum mit einer von Thomas Klein scheinbar überzeugend aufgedeckten Regiearbeit aus altwestnordischer Feder, die sich übrigens auch nicht mit den Todesschicksalen von immerhin vier Helden dieses Bundes abgeben will. Schon diese beiden Kontexte kann Klein nicht schlüssig in seiner strukturmethodologischen Betrachtung unterbringen, zu der er anhand von Heldenzugängen und -abgängen auch außerhalb  der Zwölf  die Thidrekssaga mit einer Bühne gleichsetzt, die „ebenso systematisch ... mit Figuren besetzt wurde, wie sie nun wieder leergeräumt wird“ [1985:522].(8) Diese Auffassung kann jedoch nicht die von Ritter-Schaumburg näherungsweise aufgezeigte Ereignischronologie und -geografie einer von Roswitha Wisniewski im Wesentlichen chronistisch determinierten Quellenfassung erschüttern, die allerdings – wie nicht nur hier angemerkt – altwestnordischem Erzählungsverständnis gerecht werden sollte.(9)

Noch näher einzugehen ist auf die Sitzordnung bei König Dietrichs Gastmahl. Zu seiner Rechten sitzen Gunter, Hagen, Hildebrand, Hornboge; zur linken Witig, Amelung, Þetleif, Fasold, Sintram, Wildeber, Herbrand und Heime. Vom Ende dieser Sitzreihe und -folge ausgehend finden die ersten fünf Bertanga-Kämpfe in exakter Sequenz „zu Dietrich aufwärts“ statt. Danach, also mit Amelungs Aufruf und erstem Sieg für die Berner Gäste, lässt sich allerdings kein mit anderen Darstellungen sequenziell korrespondierendes Muster erkennen.(10)

Wenn ein auffälliges nominales Verhältnis der ersten fünf Bertanga-Kämpfe zur Sitzordnung beim Berner Gastmahl so aufschlussreich hervorgehoben und gedeutet wird wie etwa von Thomas Klein und Susanne Kramarz-Bein, dann sollte zumindest die zitierende Autorin für den jähen Abbruch der zum Mengenmythos Zwölf ohnehin minderheitlichen Sequenz sich um so weniger in kommentarloses Schweigen hüllen. Insoweit kann auch längst nicht von einem „durchgängigen Erzählplan“ [Kramarz-Bein 2002:53] der Thidrekssaga gesprochen und weiter unkritisch pauschalisierend ausgedehnt werden, dass jene Beobachtungstatsache überdies „keinen Zweifel an einem der Þiðreks saga zugrunde liegenden Bauplan läßt“ [Kramarz-Bein 2002:55]. Wenn es in den Folgerungen dieser Autorengemeinschaft weiter heißt, dass „die Heldenreihung der eigentlichen Isungenkämpfe nach dem Prinzip der Steigerung gestaltet und diese Reihenfolge teils von zunehmendem Rang und teils von der zunehmenden Kampfstärke der Helden bestimmt ist“ [Klein 1985:532], dann wird man sowohl nach neuzeitlichen wettkampflichen Regelarien als auch frühgeschichtlichem Brauchtum hier ein weiteres Beispiel für die historiografische Veranlagung der Thidrekssaga konzedieren müssen. Insoweit stehen diese beiden Sequenzbildungen einer Gelehrtenfassung   u n d  Verarbeitung eines Quellenmaterials aus einem wesentlich chronistisch geprägten Milieu nicht entgegen. Übrigens gibt der Bertanga-Bericht noch zu denken, dass sich der zweifellos mächtige König Isung nicht mit dem Aufruf zum zwölften, sondern elften Turnierkampf zufriedengeben musste.

Die auf Handlungen mit erheblich kleineren Heldengruppen fixierten Kern- und Schwerpunktberichte der Thidrekssaga – und dazu zählen eher nicht König Dietrichs Gastmahl und der Bertanga-Zug – weisen der von Susanne Kramarz-Bein und anderen Autoren hoch- und überbewerteten „Heldengalerie“ und „Heldentypologie“ lediglich ephemere Ausstrahlungskraft zu. Das im Licht fragwürdiger Forschungsauffassung sezierte und überbeanspruchte Platzierungs- und Zahlenspiel des dritten Membrane-Skriptors und mutmaßlichen Chefredaktors reduziert sich auf eine sukzessiv unvollständige kombinatorische Zuordnung – hier ohnehin mit namentlich nicht genannten Isung-Söhnen. Und so sind es vielmehr jene Einzelschicksale von lediglich einem halben Dutzend Kämpen aus Dietrichs Heldenschar, die dem Leser nachhaltig in Erinnerung bleiben: Darunter der Susater Schlangen-Tod eines ebenso machthungrigen wie kurzsichtigen Gunter, doch überstrahlt vom Rächerherz eines charismatischen Hagen, das seinem antizipierenden Wesen nie und nimmer genommen werden und noch in seinem Sohn weiterschlagen sollte. Bei Gransport jenes dramatische Duell zwischen Hagens Ex-Gegner Walther und dem loyalen Akrobaten Wildeber, das nicht weniger als zwei Sieger und zwei Verlierer hervorbringt. Dann Witigs Ungestüm, das nur wenig später kein geringerer als Dietrich von Bern in den Fluten der Mosel versenkt.(11) Noch zu nennen wäre der Vater-Sohn-Konflikt zwischen Hildebrand und Alebrand, vor allem aber die eindrucksvollen und bedrückenden Taten des nibelungentreuen Dietrich-Gesellen Heime, dessen unbarmherzige Aktionen schließlich von einer Art „höherer Naturgewalt“ gesühnt werden.(12)

Die in der Quellenforschung begegnenden gestaltungstypischen Charakteristika historiografischer Stoffverarbeitung lassen nach den Bertanga-Berichten über Dietrichs Zwölfergruppe, den Positionierungen der Heldeneinführungen sowie ihrer Schlussberichte und demnach zum Gesamtwerk Thidrekssaga vielmehr erneut folgern, dass die narrative Spannweite einer mittelalterlichen Geschichtsüberlieferung mit ihrer wie auch immer strukturrelevant auffälligen Gestaltungssystematik nicht in Frage gestellt, sondern ausgeschöpft wird. Und auch insoweit mag also die Zwölfzahl der Thidrekssaga als ein keineswegs überspitzt zu sezierendes erzählmethodisches Instrument und Signum aus deren geistlichem Verschriftlichungsmilieu zu interpretieren sein.(13)

 

Endnoten

1   Das Anführen und Verwerten von Parallelen aus mediävaler Bibliografie kann aufgrund ihrer inhaltlichen Variantenvielfalt – und insoweit wegen einer kaum abschätzbaren, aber kontextuell divergierenden Fülle scheinbar analoger Vermittlungsmuster aus historischen und heldenepischen Quellen – nicht unbedingt gegen Ritter-Schaumburg, wohl aber zu einem unseriösen Umgang mit unabhängigen historischen Zusammenhängen und somit einer Entkräftung der konstitutiven Berechtigung mittelalterlicher Chroniken und Historiografien führen. Insoweit haben auf derartigem Forschungs- und Interpretationsvorgehen beruhende Folgerungen – u.a. aus „scheinbar evident übertragbaren Interaktionsmustern“ – die von Ritter-Schaumburg erkannte historiografische Identität und historische Kompatibilität der Thidrekssaga jedoch nicht in Frage stellen können.(i)

     Dagegen haben interpretativer Amalgamisierungstrieb und Deutungsbegehren auch und vor allem der neueren Textforschung nicht davor zurückgeschreckt, zu verschiedenartigen chronistischen und dichterischen Herrschertypologien rezeptionelle Abhängigkeiten u.a. anhand scheinbar eigennamentlicher Entsprechungen zu implizieren, um diese nicht zuletzt gegen Ritter-Schaumburg und die Thidrekssaga zu verwenden – als wenn es in und zu niederdeutschen, fränkischen und burgundischen Überlieferungen z.B. nur einen Gunnar-Gunther-Guntram-Guntiarius, z.B. nur einen hunnischen Attila, doch neben oder nach diesem niemals einen spätantiken, historischen, spitznamentlichen Atala-A(k)tilius gegeben haben darf.

    Die rund sieben Jahrhunderte betragende Spannweite zwischen Ritter-Schaumburg und jener unkritisch übernommenen Vorstellung eines mittelalterlichen Prologverfassers über „Sagengenese“, Stoffgeschichte und Berichtgebung (im Sammlungsbestand der jüngeren A/B-Handschriften) ist ein anschauliches Beispiel für kaum zu überbrückende Forschungsgegensätze.(ii) Hierzu mag ein Kausalzusammenhang insoweit bestehen, als dieser mittelalterliche Kommentator die (von Ritter-Schaumburg auch zu deren Ursachen begründend aufgezeigten) toponymischen und buchstäblich literalen Übertragungsfehler aus dem vorrangig erscheinenden niederdeutschen Quellenmaterial dieser Handschriften nicht hinlänglich validieren konnte. Nach der für uns und ihn verfügbaren altwestnordischen Bibliografie muss insofern jedoch auch mit den zweifellos berechtigten Möglichkeiten gerechnet werden, dass einerseits zu den chronikalisch und detailliert überlieferten niederdeutschen Ortsangaben, andererseits zur eigennamentlichen Unterscheidung, genügenden Identifizierung und Lokalisierung der Hauptfigur der Thidrekssaga weder frühmerowingische oder rheinfränkische Überlieferungen noch eine zeitadäquate ostrheinisch-niederdeutsche Geografie und Historiografie greifbar waren. (Vgl. dazu die hauptsächlich von H. Ritter-Schaumburg neu determinierte Geografie der altwestnordischen und altschwedischen Handschriften.)

     Insoweit erscheint nachvollziehbar, dass ein altwestnordischer Bibliograf und Rezensent bei seiner stoffgeschichtlichen, wegen einer für ihn jedoch uneindeutigen historischen Ausgangslage nur spekulativen Thi(o)drek“-Exkursion vielmehr Dietrichs mittelrheinisches Bern in ein widersprüchliches Verona-Milieu eines von dort nie beheimated ausziehenden italienischen Theoderich verlegte. Je mehr die gegenwärtige Lehrauffassung diesen vormals und hier offenbar nicht zu Unrecht von manchem Analysten als „Sagamann“ eingestuften Literaten auch weiterhin mit nicht überzeugenden Vorstellungen interpretieren möchte, desto weniger wird sie nach Ritter-Schaumburgs Beiträgen fähig sein, sich im Interesse dringlich angezeigter Emendationen von ihrem dogmatischen Forschungskollegialismus und -protektionismus zu lösen. Eine Grundsatzproblematik, deren Wurzeln, Dimensionen, Exempel sich bis in die mittelalterliche Scholastik zurückverfolgen lassen.

     Der Verfasser vermerkt in Endnote 3 seines Netzbeitrags Zur Schuldfrage von „Attila“ und Grimhild, Atli und Gudrun:

     „Trotz einiger irriger inhaltlicher Interpretationen heißt es im altnordischen Prolog zur Thidrekssaga (Sammlungsbestand jüngere A/B-Handschriften), dass sie in der Zeit entstanden ist, als Kaiser Constantinus der Große gestorben war, welcher beinahe die ganze Welt zum Christentum bekehrt hatte; aber nach seinem Hintritte verfiel das Christentum wieder und erhoben sich allerlei Irrtümer, so dass in dem ersten Teil dieser Saga niemand war, der den rechten Glauben hatte ...

     Flavius Valerius Constantinus starb in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Vergleicht man mit dieser Zeitangabe die inhaltlichen Darstellungen der ersten Berichte der Thidrekssaga und Dietrich-Chronik, so fallen nach Ritter-Schaumburgs Zeitmarken sowohl die Geburtszeiten von Samsons Vaterbruder Thetmar als auch Hildebrands Großvater „Ragbald” in die zweite Hälfte bzw. den Endbereich des 4. Jahrhunderts.“
————————————
i   Zu den von Ritter-Schaumburg eher „unhistorisch” indizierten Darstellungen zählen u.a. die bei Barkhausen im Teutoburger Wald gefundenen Großtierspuren, mit denen eher der heimatkundige Überlieferer als ein altwestnordischer Redaktor für zwei Gefolgsmänner von König Dietrich (Sintram und Fasold) eine Episode liefert. Die mittelalterlich beliebte und bis zu frühen christlichen Bildzeugnissen zurückverfolgbare Motivik des Halbverschlungenen begegnet u.a. in der oberdeutschen Virginal, einer aventiurehaften Dietrichepik (vermutlich noch 13. Jh.) und in der von Konrad Justinger verfassten Berner Chronik (15. Jh.) wonach ein Sintram bei der von ihm miterbauten schweizerischen Festung Burgdorf seinen Bruder Baltram (Beltram) aus einem Drachen herausgeschnitten haben soll. Die Abhängigkeit der Thidrekssaga-Episode mit Sintram und Fasold von südlicher oder romanischer Tradition, siehe auch deren Vermerke im Reimepos Biterolf und Dietleib, kann anhand verfügbarer Quellen jedoch nicht aufgezeigt werden. 
 
ii   Überlieferungstypologische Merkmale wie auch historische/historiografische Angaben in diesem Vorwort zur Thidrekssaga wurden bereits früh in Zweifel gezogen. So auch bereits von Frantzen, der selbst von z.T. prosaischer Spielmannsepik als Vorlagenmodell der Thidrekssaga ausgehen will („Über den Stil der Þiðrekssaga“; Neophilologus, 1916:208). Aus neueren Veröffentlichungen siehe Hube 2009:410f.; vgl. auch Ritter-Schaumburgs Kritik am Prologus der Thidrekssaga 1989:743–744 (Neuausgabe ihrer Übersetzung nach F. H. von der Hagen). 


2   Für die Ostlandzüge setzt ihn der Verfasser Isung dem Spielmann gleich [2007:294]. In allen übrigen Teilen der Wilzenüberlieferung wird er sonst nicht genannt, man beachte auch die „Verwechslung“ nach Mb 350. Mb 125 und Sv 125 erwähnen die Gegenwart des „Berner Spielmanns“ bei Þetleifs Ausschweifungen, siehe ferner Mb 129. Nach Ritter-Schaumburg gehören jene aufschwellenden Beiträge zur Gestalt Þetleifs nicht zum Kernstoff der Thidrekssaga, sondern zu späteren Ausgestaltungen [1989:115]. 


3   Soll die Ausnahmeerscheinung Sigfrid mit dem Gewicht der zwölf Mitstreiter von König Dietrich aufgewogen und überzeugt werden? Der Verfasser 2005:132 und 2007:346 f. mit einem politischen Hintergrund. 


4   Zur Abstützung der Position von Heinrich Beck schreibt Kramarz-Bein 2002:5 zur Thidrekssaga- Forschung von Ritter-Schaumburg:

     „Zu Ritters Ansatz und Ergebnissen vgl. Hofmann 1990 und Becks wohlwollende Rezension 1993, die letztlich aber keinen Zweifel daran lässt, daß Ritter mit seiner Vorgehensweise dem literarischen Charakter der Saga nicht gerecht wird, dies vor allem deshalb nicht, weil bei ihm die „Sagen-Onomastik“ „zum direkten Gradmesser für die Geschichtstreue des Dargestellten“ (Beck 1993:442) gemacht, also das Dargestellte als Spiegel von Realität (als identifizierbare Lokalitäten und ‚geschichtliche’ Begebenheiten) aufgefaßt wird.“

     Es folgt der auch anderenorts zitierte Pauschalschluss von Heinrich Beck:

     „Die Ths. erweckt für den naiven Leser den Eindruck eines geschichtlichen Berichts über historische Ereignisse im niederdeutschen Raum (und angrenzenden Gebieten). Dazu trägt nicht zuletzt das vom Verfasser unterlegte und von H. Ritter hochbewertete Ortsgerüst bei. Allerdings ist die Botschaft der Thidrekssaga subtilerer Art und nicht als antiquarischer Bericht über einen angeblichen Dietrich, König zu Bonn, zu verstehen. Die germanistische Sagenforschung hat längst erkannt (und die Mündlichkeitsforschung bestätigt es erneut), daß Sagentradition keine antiquarische Vermittlung ist, sondern jeweils einer aktuellen Aneignung entspringt’ (1993:446).“

    Anschließend bezieht sich Kramarz-Bein auf bibliografische Titel einer Reihe von Verfassern, die sich durchaus kritisch mit Ritter-Schaumburg auseinandersetzen. Nichtsdestoweniger opfert sie die z.T. deutlich abweichenden Perspektiven und Betrachtungsschwerpunkte dieser Autoren auf dem Altar jener zur Doktrin erhobenen Vorgehensweise, die chronistisch-räumliche Verbindlichkeit zum etablierten Desiderat eines im Wesentlichen scheingeschichtlich-oralen Vermittlungstypus' ohne überzeugenden Rückhalt demontiert, ins ostgotische Milieu auslagert und ebenda sagenwahrhaft glauben machen will.

    Der gravierende Standpunktunterschied zwischen der germanistisch-nordistischen Literaturforschung und Ritter-Schaumburg besteht hauptsächlich darin, dass man mit ihm die Thidrekssaga lediglich lesen muss, um aus ihren Berichten historiografische Darstellungen von fränkischen Expansionszügen des 5. und 6. Jhs. in mittelrheinische und niederdeutsche Räume zu entnehmen. Jedoch entspricht diese Art von Stoffbetrachtung nicht der vorherrschenden Lehrmeinung über die Thidrekssaga, die ihre Darstellungen vielmehr in den romanischen Bereich verschiebt, um nicht zuletzt mit höchst beachtlichen Notationen an hanebüchenen Gestaltenpositionierungen, Raumdeterminierungen und Deutungskonstruktionen absonderliche Beziehungen zu einem ostgotischen Theoderich zu eruieren. So lassen sich unstimmige Denkmäler zum Glaubenmachen verschriftlichter (Un-)Glaubwürdigkeiten – selbst innerhalb mittelhochdeutscher Dietrichdichtung – assoziieren, dekretieren oder als „kognitive Merkmale aus kollektivem Gedächtnis“ gar glaubwürdig auf einen dortigen Theoderich „transformieren“.
     So z.B. Elisabeth Lienert per ‹historische› Dietrichepik (2010), die unter diesem Übertragungsmodus – auf mittelhochdeutschen „Dietrich-Vorstellungen“ basierend – das asynchrone Modulieren mit den widersprüchlichen Kennwerten aus historischer Theoderich-Vita und anachronistischen Ermanarich-Odoaker-Verknüpfungen verstanden wissen will. Jedoch entkräftet sie ihre Auffassung mit der Erkenntnis, dass insgesamt trotz kategorialer Unterschiede zwischen heroisch-kollektiver Memoria und klerikal-lateinischer Historiographie auffällig ist, wie wenig die Fluchtepen (insbesondere die Vorgeschichte von ‹Dietrichs Flucht›) und ‹Alpharts Tod› die «geschichtliche Rückendeckung» der Theoderich-Historie suchen (S. 243). Hierzu begreift sie deren und dessen „Transformation“, die des siegreichen Eroberers und Machthabers in den glücklosen Exilanten jedoch nicht mehr als Problem der mittelhochdeutschen Überlieferungen (S. 231–232):
     ... den Bezug zum Gotenkönig Theoderich belegen die Chroniken; für die Dichtungen spielt er keine Rolle. Dem kollektiven Gedächtnis geht es nicht um exakte politische Konstellationen, sondern um eine Vergangenheit, die nicht Faktengeschichte, sondern Vorgeschichte der  eigenen Gegenwart und Lebensform ist. (...)  Eine «formative» oder «normative» Funktion «identitätssichernden» kollektiven Wissens ist in diesem Fall nicht konkret festzumachen.
     Mit unstimmigen bzw. widersprüchlichen Voraussetzungen nach den historischen und dichterischen Lebensläufen in Theoderichs und Dietrichs Leben lässt sich Lienerts „Transformationsgleichung“ wegen insgesamt unbefriedigender Identifizierungsmerkmale auf ein höchst fragwürdiges „Transformationsgleichnis“ relegieren. Und wie sie bereits zu Wahrheitsanspruch und „Verbürgtheit“ heroischer Überlieferung darauf hingewiesen hat, ist „geglaubte Historizität“ – sofern man diese einer vom mittelhochdeutschen Autoren- und Rezipienten-Milieu geprägten „kollektiven Memoria“ abverlangen wollte – kein Zuordnungskriterium für Vergangenheitsfaktizität; vgl. u.a. S. 3–7,247. Schon die lateinische Chronistik hat einerseits auf die eklatanten Unstimmigkeiten zwischen den Vitae von Theoderich und eines Dietrich von Bern textkritisch hingewiesen; andererseits haben mittelhochdeutsche Gelehrte „Gegenwartsbedürfnisse einer kollektiven Memoria pro Theoderich“ jedoch nirgends definitiv bestätigt, ihn vielmehr als heroisierte Gestalt abgelehnt. Die Antwort auf die Frage, ob der Ostgote als diametral projizierter und sagenplausibel vertretbarer Dietrich als historisch widersprüchliche „Inspirationsfigur“ geradezu evident herhalten musste, wird deren „Identifikation via Transformation“ keineswegs gerecht. Da Lienert ohnehin konzediert, dass der Bezug zum Gotenkönig Theoderich für die Dichtungen keine Rolle spielt, sondern einem weder «formativ» noch «normativ» zu bezeichnenden «identitätssichernden» kollektiven Wissen um eine Vergangenheit geht, die Vorgeschichte vielmehr der eigenen Gegenwart und Lebensform angemessen sein soll, widerspricht sie selbst der Zulässigkeit jener Ausgangsgröße für ihre pseudologische Dietrich-„Theoderich“-Transformationsgleichung.
     Und so haben sich mittelhochdeutsche Gelehrte schon seit dem 12. Jahrhundert nachdrücklich gegen die Einbeziehung ostgotischer Geschichte – und somit Theoderichs d. Gr. – für das historische und literarische Vorbild für Dietrich von Bern ausgesprochen:

  • Der Schreiber und Bibliothekar Frutolf von Michelsberg († 1103) weist in seiner „Chronica“ die Übertragbarkeit von Jordanes' ostgotischer Geschichte auf volkstümliche Dietrich-Tradition zurück.
  • Der Chronist Otto von Freising († 1158) hält die als historisch wie zeitgenössisch dargestellten Beziehungen zwischen dem Greutungenkönig Ermanarich, dem südosteuropäischen Attila und einem offensichtlich amalischen Theoderich für unwahre Erzählungen.
  • Der Verfasser der 1140/1150 geschriebenen Kaiserchronik bezeichnet die Oraltradition über Dietrich als Lüge und ruft nach einem 'liber' für die Behauptung, dass Etzel (Attila) ein Zeitgenosse von Dietrich gewesen sein soll: Swer nû welle bewaeren, das Dieterîch Ezzelen saehe, der haize daz buoch vur tragen. Nichtsdestoweniger hat der Autor dieser Reimchronik versucht, diesen Dietrich in einen historischen Kontext zu positionieren und „erdichtete“ dazu dessen Großvater als älteren Dieterîch, der somit als der Zeitgenosse des Hunnenkönigs Ezzelen erscheinen soll.
  • Der italienische Geschichtsschreiber und Dichter Gott­fried von Viterbo zitiert in seinem Pantheon (1187–1190) Theoderich d. Gr. zu „Verona“ (wo er sich wie in anderen norditalienischen Städten gelegentlich aufhielt) und setzt sich damit die über die Tatsache hinweg, dass dieser Theoderich nach kreditierten Chronisten zu keiner Zeit seinen Hauptsitz im italienischen Verona hatte. Er schreibt: Leo imperator cum Ostrogothis pacem componens, Teodericum, filium Teodemari, scilicet Veronensis, de quo Teotonici sepissime miram narrant audatiam, obsidem recepit, cum octo esset annorum.  (Pantheon nr. 18; in: MGH SS 22, S. 188.) Hier übersetzt:
    Der Kaiser Leo, der mit den Ostgoten Frieden schloß, nahm Theodericus, den Sohn des Theodmarus, nämlich aus Verona, von dem die ‚Teotonici‘ erstaunlichste Kühnheit erzählen, im Alter von acht Jahren als Geisel.
Im Vergleich zur chronistischen Kompetenz Ottos von Freising schneidet Gottfried aus heutiger Sicht offensichtlich schlechter ab, wie auch Hans Werner Seiffert zusammenfassend feststellt: „Zwar hatten beide ein endzeitliches Bewusstsein, aber Gottfried würde nie die strenge Wissenschaftlichkeit Ottos von Freising erreichen.“ (Seiffert, Otto von Freising und Gotfried von Viterbo, in: Philologus Bd. 115 (1971) S. 292–301.)
     Ein Nachweis, dass die „kollektive Memoria“ sich (nur einzig) auf diesen Theoderich beziehen muss, findet sich ohnehin nirgends erbracht; vgl. dagegen u.a. Joachim Heinzle und insb. das RGA zu Quellenlage und hauptfigürlichem Überlieferungstopos des eher fränkisch zu sehenden Wolfdietrich, vgl. Kemp Malone mit fundierten ersten Anhaltspunkten für die literarhistorische Identifizierung des vergleichsweise frühen „Wolf-Dietrich von Bern“, vgl. auch heldeneddische Lieder, deren Þioðrek nicht ohne Weiteres eine ostgotische Traditionsherkunft und Milieuzuweisung bescheinigt werden kann.
      Nach dem älteren Hildebrandslied kann die Sagengenese nicht einem ostgotischen bzw. italienischen Milieu zugeschrieben werden. Es befindet sich auch nicht im Widerspruch zu Dietrichs Vertreibung nach den Quedlinburger Annalen, mit denen sich keineswegs ein originäres Sagenmilieu um Theoderich den Großen konstituieren lässt. Sie dürfen sich auf einen nördlicheren „Odoaker“ be­ziehen, weil sie sich in Kenntnis der Tötung des italienischen Odoaker – faktisch durch Theoderich d. Gr. – mit der folgerichtigen Angabe »ne occideretur« längst be­wusst von dortiger Geschichtsüberlieferung losgesagt hatten. Der in der  niederdeutschen Chronik überlieferte Theodericus muss/kann nicht mehr zwin­gend der Ostgotenherrscher sein, der übrigens nie von Odoaker vertrieben wurde! Und hierzu kann nicht das um etwa ein Jahrhundert früher verfasste Hildebrandslied als Gegenbeweis angeführt werden. Auch wenn es „Ermanarich“ an keiner Stelle erwähnt, darf längst nicht der Widerspruch reklamiert werden, dass es ihn als zweiten und somit hinter Odoaker stehenden Erzfeind von Dietrich nicht gegeben haben darf.
      Saxo Grammaticus transferierte Dietrichs engsten Vertrauten als Hildiger aus dem Quellenmaterial der zum Hildebrand-Überlieferungskomplex gezählten Ásmundar saga kappabana, die dessen hunaländisches Reich und Aktionsraum zwischen Dänemark, Sachsen und dem Rhein angibt, an dem er schließlich auch (vgl. Saga Kap. 9) erschlagen worden sein soll. Während der größte Teil vom Quellenmaterial der Thidrekssaga – das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Wedinghausen verfasst wurde (vgl. Wisniewski, Pfaff, Badenhausen) – bereits im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts nach Norwegen verschifft worden sein konnte, wurden in dessen drittem bis viertem Viertel jene Dietrich-Vorlagen auf ein italienisches Sagenmilieu zugeschnitten, die ihren literarkulturellen Niederschlag u.a. in Dietrichs Flucht und Rabenschlacht finden sollten:
 
    (9.1:) Zum Verständnis der ‹ hierzu relevanten › literarisch-kulturellen Zusammenhänge ist die historische Situation im römisch-deutschen Reich des 12./13. Jh. von Bedeutung. Ausgehend von den Karolingern/Franken (768–911), den Ottonen/Sachsen (919–1024) und den Saliern/Franken-Burgundern (1024–1125) war die politische Macht – und damit das kulturelle Zentrum – vom niederdeutschen auf den oberdeutschen Raum der schwäbischen Staufer (1138–1250) und dann – nach einer wechselhaften Zeit des sog. Interregnums, z.B. mit Wilhelm von Holland (1234–1256) – zu den österreichischen Habsburgern (ab 1273) gewandert.
         Die Zeit der Staufer-Kaiser: Friedrich I. (Barbarossa, 1147–1190), Heinrich VI. (1190–1197) sowie Friedrich II. (1220–1259) – war eine kulturelle Blütezeit mit Entstehung der höfischen Epen und Förderung der oberdeutschen (mittelhochdeutschen) Sprache. Dabei sind die deutschen Herrscher dieser Zeit nicht nur Deutsche Könige, sondern auch Könige von Italien und meist Kaiser des römisch-deutschen Reiches.
         Zur Sicherung ihrer Machtansprüche in Italien wurden unter den Staufern Friedrich Barbarossa und Heinrich VI. insbesondere die schwäbischen und bayrischen Fürsten mit Titeln und Herrschaften in Italien belehnt (…). Folglich findet auch ein enger materieller und kultureller Austausch zwischen der schwäbisch/bairischen Heimat und den (italienischen) Schauplätzen statt, wie sich dies entsprechend in den mhd. Dietrichepen deutlich erkennbar widerspiegelt.
         Bereits 1061 verlieh Kaiser Heinrich III. die Markgrafschaft Verona/Bern an Herzog Berthold I. von Zähringen, der den Titel „Markgraf“ an seinen Sohn Hermann vererbte und dessen Söhne sich danach „von Baden und Berne“ nannten.
         Um 1176 belehnte Friedrich I. Barbarossa Konrad von Irslingen (…) (Landkreis Rottweil) mit dem italienischen Herzogtum Spoleto. Heinrich VI. ernannte ihn zusätzlich zum Reichsverweser in Sizilien und Konrad von Lützelhard (Landkreis Ortenau) um 1195 zum Markgraf von Ancona und Fürst von Ravenna. Ihre Namen bzw. deren Adelsgeschlechter finden sich in den mhd. Dietrichepen verewigt.

    (9.2:) Wohl als Reaktion auf diese Fremdherrschaft kam es im 12./13. Jh. zu mehreren Aufständen der norditalienischen Stadtstaaten (…) gegen die „deutschen“ Römisch-Deutschen Kaiser. 1164 bildete sich – ausgehend von Verona/Bern mit Mantua, Padua und Venedig – der Veroneser Bund und 1167 mit Erweiterung um die Städte Mailand, Bologna, Vicenza u.a. der Lombardenbund.
         Die Staufer Kaiser Friedrich I., Heinrich VI. und Friedrich II. reagierten ihrerseits ab 1162 mit Feldzügen und Schlachten in Italien: Mailand, Bologna und Ravenna (Raben) sind Städte, die uns in den mhd. Dietrichepen begegnen. Bedeutend sind:
    1176 Schlacht von Legnano: Sieg des Lombardenbundes gegen Kaiser Friedrich I.
    1237 Schlacht von Cortenuova: Sieg des Kaiserheers unter Kaiser Friedrich II.
    (9.3:) Die Ereignisse – mit Konstellation: Römisch-Deutsche Kaiser ↔ Bern/Verona – finden wir in den mhd. Dietrichepen gespiegelt. Wir sehen z.B. die Herzöge von Zähringen (→ Fridung und Sigher) auf Seiten des römischen Kaisers „Erm[en]rich“ gegen ein Herzogtum/Königreich Bern, vgl. Dietrichs Flucht [DF] und Rabenschlacht [RS]:

    DF (Z. 2834ff.): nu reit er [Ermrich] … – ze Spolet in daz herzentuom – …, – ze Ankone uf der marke – do wuoste er liute unde lante.
    DF (Z. 8637): Fridunc von Zæringen [gelistet z.B. neben Walter von Kerlingen]
    RS (Z. 716): Sigher hiez der hôchgemuot – er was von Zæringen.
    Diese Beispiele mit Reminiszenzen an süddeutsche Fürsten sind beliebig fortsetzbar, so wie im Nibelungenlied insbesondere die Staufer, Babenberger und weitere oberdeutsche Reichsfürsten angesprochen werden.
Ulrich Steffens, Die zeitliche Entwicklung der Dietrichsage – Teil II. In: DER BERNER 88 (2021) S. 31–42; hier Zitat-Auszug S. 35–36.
 

Ähnlich wie Lienert argumentiert auch Joachim Heinzle in seiner Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrich-Epik (1999). Darin bemüht er für die raumzeitlich widersprüchlichen Konstellationen von Theoderich/Dietrich mit Ermanarich/Ermenrich und Attila/Etzel den Modus Operandi „aus asynchron mach synchron“. Wie er dazu ausführt (S. 5),  s e i  die Synchronisierung von Ereignissen, die zu verschiedenen Zeiten geschehen sind, und von Personen, die zu verschiedenen Zeiten gelebt haben, ein typischer Zug der Umformung von Historie in heroische Überlieferung. Zu dieser „Heldenzeitverschiebung“ konzediert er zwar nachfolgend (S. 6), dass letztlich aber alle Erklärungsversuche unverbindlich bleiben, beschneidet jedoch diese Erkenntnis behände mit der Folgerung, dass man nur grundsätzlich feststellen kann, dass sich die Umformulierung des historischen Geschehens zur Fluchtsage an einem ,Situationsschema’ orientierte, das – mit einem mehr oder weniger festen Motivinventar ausgestattet – aus älterer Erzähltradition geläufig gewesen ist.
    Auch zu dieser Festschreibung finden wir nicht den geringsten Hinweis, dass es sich hierbei um einen kaum mehr als spekulativen Erklärungsversuch handelt.
    Zu der offenbar dezidierten Urteilsfindung, dass die altwestnordischen Texte vorüberlieferungs- und gestaltungstypologisch hauptsächlich auf oberdeutscher Dichtung beruhen sollen, findet sich kein forschungsbibliografisch haltbarer Nachweis. Dagegen haben unvoreingenommene Textuntersuchungen, darunter eine anerkannte germanistische Habilitationsschrift, den am Beispiel der Niflunga saga im Wesentlichen „chronistischen Quellentypus“ der Thidrekssaga längst überzeugend dargestellt. Wie bereits an anderer Stelle angemerkt bleibt zu heldenepischen Überlieferungstypologien (dazu insbesondere niflungischem Kontext) noch u. a. nachzufragen, warum der von Roswitha Wisniewski lokalisierte niederdeutsche Chronist und Quellenlieferant der zur Debatte stehenden Texte anderenorts und insoweit auch mittelhochdeutsch verschieden rezipierte Vermittlungskomplexe nicht kompilativ ergänzend für seine auffassungsgemäß raumoriginären wie insgesamt um kunstvolle narrative Vollendung bemühten Geschichtsberichte berücksichtigen durfte.
    Nichtsdestoweniger basieren fachwissenschaftliche Vorstellungen über die Thidrekssaga als kaum oder nicht belastbare Quelle auf Entscheidungskriterien, die aufgrund „sonst nicht greifbarer“ quellengattungs- und inhaltsadäquater Vergleichszeugnisse vielmehr oberdeutsche Reimdichtung samt „historischer“ Dietrichepik als Wertungshorizonte zur Ignorierung chronistischer Quellentypologie institutionalisiert haben. Eine zuletzt unter der Regie vor allem von H. Beck gegen Ritter-Schaumburg zu verwenden versuchte Programmatik, die mit überzeugend gesetzten Wertungsmaßstäben jedoch kaum etwas zu tun haben kann.

    Angesichts eines unvollständigen migrationszeitlichen und mediävalen Überlieferungsbestands relativieren sich gegenüber Ritter-Schaumburgs „Ortsgerüst der Saga“ jene nur scheinbar greifenden Einsprüche, wonach Ortsnamengebungen und lokalgeschichtliche Begebenheiten grundsätzlich nicht vor deren frühester urkundlicher Verfügbarkeit stattfinden dürfen. Solange gegen seine primären Erkenntnisse, soweit diese mit spätantiken chronistischen Quellentopoi keineswegs unvereinbar erscheinen, nicht der entscheidend greifende und im Kontext mittelalterlicher Historiografie dezidiert begründete Einspruch vorliegt, kann die Thidrekssaga als historiografische Quelle und Vita über ihren rheinfränkischen Titelprotagonisten nicht revertiert werden. Und auch insoweit lassen sich ihre Textzeugnisse – weder prima facie noch anhand anerkannter Geschichtsschreibung sowie deren Textkritik – von seriöser Forschung nicht als scheingeschichtliche sowie auf maßgeblich oraler Tradition basierende Überlieferung klassifizieren.  


5   Zu Dietrichs Vermählungen dankt der Verfasser dem Lektorat für einen nachträglichen Korrekturhinweis zu Bild 7 auf S. 179 in „Sage und Wirklichkeit“: Nach Mb 240 heiratet der junge Dietrich zuerst eine Tochter Gudilinda (GudelindaGot(h)elinde) des verstorbenen Königs Drusian, siehe Osning-Berichte der Thidrekssaga. Diese Partie erscheint manchem Leser als pointierte Anspielung auf die Gemahlin SuavegottaSuavegotho von Theuderich I., deren Name und definitive eheliche Beziehung mit diesem Frankenherrscher bei Flodoard von Reims auftaucht. Teile der Forschung möchten sie als Tochter aus der Verbindung des Sigismund von Burgund mit Theoderichs Tochter Ostrogotho-Ariagne identifizieren, was jedoch zu einem erheblichen chronologischen Problem mit Suavegotho (* um 504) als Mutter der regina Theudechildis führt. Siehe dazu die Vita von Theuderich I. Die geografische Interpretation des Eigennamens der Gemahlin Theuderichs würde auf deren blutsverwandtschaftliche Herkunft außerhalb von Burgund hindeuten. Siehe z.B. Eugen Ewig 1991:50–52.

    Auch die Gattin des Markgrafen von Bakalar führt den Namen Gudelinda oder Godelinda. Nach Mb 240 wird also eine weitere und hier in Svava erkannte oder platzierte Gothelinde vorgelegt, der anspielende Name für Dietrichs Braut als Tochter eines ihm ebenbürtig darzustellenden historischen Schwiegervaters.

    Hier lassen sich offenbar anachronistische Erzählmotive festmachen, die sich der Historiograf wegen damit nicht verknüpfter politischer oder anderer signifikanter Entwicklung jedoch leisten konnte. 


6   Zur Brautwerbung des Osantrix um Oda, Tochter von König Melias, wird zumeist unkritisch auf die von seriöser Forschung nirgends belegte Abhängigkeit vom Reimepos König Rother hingewiesen. Von intertextuellem Interesse ist dabei unter anderem, woher diese Spielmannsdichtung seine korrespondierende „Schuhproben-Episode“ bezogen haben mag: Während diese Einlage in den altwestnordischen Texten mit einer ungeschickt platzierten doppelten Motivgebung verbunden ist – Helmut Voigt vermisst in der Brautwerbungsepisode der Thidrekssaga die klare Verdeutlichung „legitimatorischer List“ in der Kombination aus Kniesetzung und Schuhprobe –, findet man sie im König Rother auf andere Weise deutlich erkennbarer dargestellt. Für eine verschollene bzw. nicht verfügbare archaische Tradition als Lieferant dieser Szene spricht vor allem, dass König Rother offenbar (auch) aus niederdeutscher Tradition rezipiert. Daher besteht sehr wohl die Möglichkeit, dass der unmittelbare Vorlagengeber für die altwestnordischen Handschriften von König Rother bzw. dessen Vorüberlieferung gewusst hat. Zu den geografischen wie auch literarischen Verfügungshorizonten des/der Quellenlieferanten der Thidrekssaga ist insoweit längst nicht ausgeschlossen, dass auch andere Werbungsgeschichten, so „Attala um Erka“, auf originäre wie in den altwestnordischen Handschriften bewahrte lokalgeografische Verhältnisse anspielen. Die Präsenz analoger oder überschneidender Episodenmuster in anderen Stoffkreisen lässt sich hier wohl nicht ohne Weiteres gegen den von Roswitha Wisniewski und Ritter-Schaumburg als chronistisch dominierend erkannten Quellentypus der Thidrekssaga und altschwedischen Texte (Ritter) anführen.

    Willi Eggers erweitert den Vergleich zwischen der Brautwerbungsgeschichte in der Thidrekssaga und im König Rother mit einer Rede der Königstochter an ihren Vater [1936:99]. Mb 35 lautet nach Bertelsen Kap. 330 3 (II, 79):

   „hui villtu æigi gipta mic þeim konungi er sua rikr maðr er at þenna hœfðingia rak or sinu landi oc hyG at þessi mætti allt þitt land vinna með sinu suerði. ef hann vill lyppta orrostu igegn yðr."

   In der Übersetzung von F. H. von der Hagen:

„Warum willst du mich dem König nicht geben, der so ein mächtiger Mann ist, daß der diesen Häuptling aus seinem Land vertrieb? Und glaube, daß dieser hier all dein Land mit seinem Schwert gewinnen würde, wenn er Streit gegen dich erheben wollte.“

   Im König Rother spricht die Königin:

„... Owi we gerne ich noch riete. / Daz men die boten liete. / Ritin hin zo lande. / Vnde vazzede sie mit gewande. / Sulicher slachte iz were. / Daz man en mochte giuen mit heren. / We mochte iz bat bestadet sin. / Nu gedenke herre constantin / daz sich dise nicht nemochten er weren. / We woldestu den dich vor rothere generen ...“ (Übertragung nach Frings und Kuhnt.)

  Auch Eggers gelangt a.a.O. zu dieser Folgerung:

   Die Ähnlichkeit im Aufbau und die zahlreichen einzelnen Berührungspunkte zwischen „Osantrix und Oda“ und „König Rother“ deuten darauf hin, daß die beiden Sagen auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen.

    Wiederum werden auch mit dieser Brautwerbung in der Thidrekssaga und altschwedischen Überlieferung machtpolitische Ambitionen durch Einheirat in ein nahe gelegenes oder – wahrscheinlicher – angrenzendes Königtum verdeutlicht. 


7   Die u.a. strukturschematische Verbesserungen anstrebende, jedoch dabei auch erzähllogische Mängel hinterlassende Arbeit des dritten Membrane-Redaktors „Mb 3“ erweist Widersprüche im Zusammenwirken mit gestrichenen u./o. rekursiv betroffenen Berichtteilen seines Vorgängers. Zu den bemerkenswertesten Hinterlassenschaften des dritten Skriptors der Festlandhandschrift zählen weniger jene Ungereimtheiten/Dopplungen mit „Hildebrands Schwertschlagtechnik“ (nach Mb 187 verspätet), Heimes Beschaffung von Falke für Dietrich (ebenfalls erzählungschronologisch weniger gravierend, vgl. Mb 100 mit Mb 188), Tilgung und Darstellungsausschluss des eddisch-volsungischen Sigurd-Mörders Guthorm, die namentliche Angleichung des Niflungenvaters an oberdeutsche Tradition, der Eingriff in die Abfolge der Heldeneinführungen (Mb 177–180). Es sind eher die Wiederauferstehung des Osantrix und vor allem jene „Interpolation“ mit einem eher importierten kontinentalen denn altnordisch originären Bericht über Sigfrids Geburt und Findlingsschicksal, mit dem der Schriftführer der Festlandhandschrift die kontextuell erheblich realistischere wie in der Vǫlsunga saga bewahrte Traditionslinie übertüncht.

      Der zweite Redaktor der Festlandhandschrift möchte zu den Niflungen offenbar an altwestnordisch verwurzelten Stoffelementen festhalten, deren namentliche sowie bestimmte inhaltliche Merkmale selbst anhand der jüngeren A-Handschrift unschwer nachvollzogen werden können. Dagegen ist der dritte Redaktor und Chefrezensent als Bindeglied zu niederdeutschen wie auch oberdeutschen Traditionsstufen zu identifizieren. Seine Kompetenz erweist sich nicht nur in der Niflungen-Genealogie, sondern auch zur Heraldik (Heldeneinführungen) sowie der niederdeutsch zu lokalisierenden Rache des Hǫgni-Sohns als angehängter „niflungischer Schlussbericht“ an der Stockholmer Handschrift. Weiter zu erwähnen ist vor allem die von ihm gebilligte und offensichtlich aus oberdeutscher Tradition rezipierte Darstellung von Sigfrids Tod nach der Version des vierten Redaktors.(iv)

      Den heldeneddischen Überlieferungen und insoweit auch der Vǫlsungasaga(v) sind die von oberdeutscher Dichtung gewürdigten Nibelungenbrüder Giselher und Gern(h)o(l)t gänzlich unbekannt, wobei der Letztgenannte (Ersatzgestalt für Guthorm – Guttorm?) von der germanistischen Forschung jedoch wiederholt mit einer niederdeutschen Schöpfung in Verbindung gebracht wurde.

     Die Arbeit des dritten Membrane-Redaktors und mutmaßlichen Redaktionsleiters, einen offenbar älteren altwestnordischen Quellenbestand im Interesse eines kontinentalen Stoffangebots zu verdrängen, zeigt sich in dessen Darstellung von Sigfrids Geburt und Findlingsschicksal: Neben biblischen und antiquarisch romanischen Motiven soll die besonders in der Pellenz gedachte Genoveva-Legende als Mitpatin fungiert haben. Allerdings wird man zum Vorlagenmaterial der Thidrekssaga nicht wahrscheinlich machen können, dass einem niederdeutschen Quellenlieferanten kontinentale bzw. karolingische Bibliografie unbekannt gewesen sein muss.

     Aus dem Fehlen von Heimes Klosterepisode sowie der bekannten Tatsache noch anderer Lakunen in der Stockholmer Handschrift darf jedoch nicht ohne Weiteres gefolgert werden, dass dieser in den jüngeren Textausgaben enthaltene Bericht dem verantwortlichen Schriftleiter der Festlandhandschrift nicht vorgelegen haben kann. Wie insbesondere auch die textanalytischen Untersuchungen von Hermann Reichert folgern lassen, kann von einem offenbar verschollenen Großwerk als gemeinsame Quelle der verfügbaren Handschriften ausgegangen werden, siehe Verfasserbeitrag Zur Transmission der Thidrekssaga und Didrikskrönikan.
————————————
iv  Vgl. Daurel et Beton: „Gui und Bove“. Zu nennen ist ferner das mit Karl dem Großen heldenepisch verknüpfte mittelniederländische Fragment „Van Bere Wisselauwe“. Dieses entstehungszeitlich zwischen dem 12. und 13. Jh. datierbare Werk könnte sehr wohl eine frühe geschichtliche Tradition dichterisch ausgesponnen haben, deren Kerninhalte höchstwahrscheinlich nicht, wie dagegen eine spätere Ausgestaltung erkennen lässt, mit dem karolingischen Großkaiser verbunden waren. Insofern darf Wildebers schaustellerartiger Auftritt bei König Osantrix auf einer archaischen Vermittlung beruhen, die von der Thidrekssaga bzw. ihrem zweiten Redaktor historiografisch weitergeleitet wird [Verfasser 2007:287]. 
 
v  Deren diakritisch gesetztes Ogonek-Schriftzeichen wird anderenorts zumeist vernachlässigt. 


8   Darf mit Kleins Ausfilterungen von Regieführung und Gestaltungstektonik die Thidrekssaga als eine auf das 5.–6. Jh. fokussierende historische Quelle ausgeschlossen werden? Nachvollziehbare Einwände, die gegen eine Komposition einer Historia aus sowohl chronistischem Milieu als auch unterschiedlichen mittelalterlichen Erzählungsgenres sprechen sollen, wurden von seriöser Textforschung bislang nicht vorgetragen. 


9   Nach vorherrschendem Konsens ist unstrittig, dass importierte nüchterne Berichtstilistik einer Anpassung an altnordischer Literaturauffassung bedurfte.

    Wie der Verfasser auch anderenorts darauf hinweist, erwähnt F. H. von der Hagen zu seiner Übersetzung offensichtlich jene lateinische Textfassung der Thidrekssaga, die Johan Peringskiöld in seinen Textausgaben von 1715 als zeitgenössische Übersetzung mitanführt. Nach textsymptomatischen Merkmalen will William J. Pfaff eine lateinische Vorlage für den Bergenser Hof keineswegs ausschließen [1962:951].  


10   Der Verfasser dieses Berichts teilt die uns näher vorgestellten zwölf Gefolgsleute von König Dietrich nicht in gleicher Anzahl auf beide Sitzreihen auf. Diese recht auffällige unsymmetrische Platzierung muss, wegen hier zu erwartender (6+6)-Anordnung, aber keineswegs auf eine nachlässige Gestaltung des Erzählers hindeuten. Seine Angaben über die Sitzfolgen der Helden an der Tafel des Berner Königs mögen vielmehr einem Brauch entsprechen, der seit Eintritt in den königlichen Dienst für jeden seiner Gefolgsmänner einen bestimmten und unveränderlichen Sitz vorsieht. Demnach, so der wahrscheinliche Fingerzeig des Berichtverfassers, bietet Dietrichs Tafel also Platz für 16 Gefolgsmänner. Hierzu gehören die überlieferungsspezifisch behandelten zwölf Kämpen, die für den Bertanga-Zug des noch jungen Königs erwählt bzw. erschienen sind. 


11   Siehe auch Verfasserbeitrag Die Mosel im Licht von Thidrekssaga und Dietrich-Chronik.
     Der Verfasser führt auch dort wie in seinen übrigen Beiträgen die gegenüber der Stockholmer Handschrift Membrane jünger datierten altisländischen Manuskripte unter dem Begriff der „altwestnordischen“. 


12   Der Verfasser 2007:427 mit einer Interpretation von Mb 16, die sich auf das lohnenswert erscheinende Ausplündern eines Bergwerks samt Edelmetallschmiede als vermenschlichtes Riesenpaar bezieht – Grim und Hilde. Hätte Dietrichs Jugenderfahrung Heime hier (Mb 436 A/B) vor Schlimmerem bewahren können? (Dietrich kann nur wenig später diesen „Riesen“ bezwingen.)

     Die Gleichsetzung eines „Riesen“ mit einem ausnehmend großwüchsigen Menschen darf, wie auch Ritter-Schaumburg anmerkt, von mittelalterlicher Geschichtsschreibung in Anspruch genommen werden. (Nach älterem umgangssprachlichen, vor allem im oberdeutschen Raum verwendeten Vokabular versteht man unter einem „Gebirgsriesen“ eine talwärts führende und seinerzeit üblicherweise aus Holz gefertigte Trasse zum Abtransport von Abbau- u./o. Abfallmaterial. Zu Heimes Ende ist demnach vielmehr wahrscheinlich, dass wegen misslungener, seinen Tod verursachender Zerstörung einer solchen Anlage der damit erhobene Anspruch auf ein ertragreiches Abbaugebiet scheiterte.)

    Übrigens darf das in Mb 16 überlieferte Jugendabenteuer von Thidrek auch einen geografischen Hinweis enthalten: Wenn er nach diesem Bericht Vögel und Wildtiere til nóns bzw. bis zur None gejagt haben soll, so begegnet man in der Hocheifel bei Nohn, also im Varner bzw. Berner Reich von Thidreks Vater, dem „Nohner Bach“ (Nonabach). Siehe zum analogen Passus in Mb 272 (Erschlagung des Jarl Iron) die Textauffassung von Fine Erichsen. (Dazu der Verfasser mit Quellenhinweis 2007:321–323.) 


13   Das Ausscheiden der Vierergruppe aus Hornboge, Amelung, Sintram und Herbrand spiegelt insofern ein Sequenzmuster aus ihren Einführungen, als eben dort zwischen ihnen stets ein nicht dieser Formation angehörender Held als „Verbindungsmann“ auftaucht. (Man beachte die Unschärfe bei den Einleitungen von Hornboge und Witig.) Es folgen die Berichte über die Todesschicksale der nach den Einführungen dann sequenziell formierten Dreiergruppe aus Wildeber, Þetleif und Fasold, gefolgt vom Fall der Zweiheit Gunter und Hagen. Mit Heime, der als „Ludwig“ aus dem Wadhincúsan-Moniage mit besonderem erzählungsexponierten Gewicht hervortritt, liegt eine scheinbar subtil verkleidete Gruppenformation 4 – 3 – 2 – 1 vor. Nach der daraus folgenden runden Quersumme verbleiben noch zwei Helden: Für Witig = Wideke reicht die altschwedische Dietrich-Chronik eine offensichtlich später edierte Schlussgestaltung nach. Eine Sonderstellung beansprucht wohl auch der immerhin an später quelltextlicher Stelle kurz erwähnte Tod von Hildebrand, der in obigem Formationssystem Heime vielleicht ersetzen, jedoch nicht unkritisch mit allen übrigen Gefolgsleuten des Berner Königs gleichbehandelt werden darf. Und auch für Sigfrid als den Dreizehnten im Bunde darf eine plausible Einbindungsgrundlage gesucht werden. Man wird sie sicher finden.

   So wenig der sich inhaltlich rasch verflüchtigende Zwölferbund dem Leser in Erinnerung bleibt, so sehr mögen der Textkritik unter z.T. fraglicher gattungsliterarischer Vorzeichensetzung Schlussziehungen aus den Heldeneinführungen und -abgängen überlassen sein.

   Wäre die Thidrekssaga im vordringlichen Interesse ihrer Vorlesung am altnorwegischen Königshof verfasst worden, so müsste die vermittlerisch-typologische Wirksamkeit der gestaltungsprägnant erscheinenden Heldeneinführungen und -abgänge für einen zweifellos mehrere Sitzungen bedürfenden Hörerkreis kritisch hinterfragt werden. Auch vor diesem Hintergrund lässt sich die  Thidrekssaga gegenüber anderen  im 13. Jh. importierten, allerdings noch z.T. verfügbaren Schriftquellen weniger mit sophistischen Ambitionen eines altwestnordischen Skriptoriums als vielmehr mit einer auch von anderen überlieferungscharakteristischen Zusammenhängen nahegelegten Großvorlage aus kontinentaler Urheberschaft wahrscheinlich machen. 


Quellen


Gudmund Schütte, Gotthiod und Utgard. Jena 1935-1936.

Willi Eggers, Die niederdeutschen Grundlagen der Wilzensage in der Thidrekssaga [Diss.]. Nachdruck: Niederdeutsches Jahrbuch LXII (1936). Vlg. Karl Wachholtz, Hamburg 1937.

William J. Pfaff, The Journal of English and Germanic Philology, 61 (1962).  S. 948–952.

Helmut Voigt, Zur Rechtssymbolik der Schuhprobe in der Þidriks saga (Viltina Þáttr). Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. PBB 87 (1965).

Thomas Klein, Zur Þiðreks saga; Arbeiten zur Skandinavistik. Hrsg. Heinrich Beck, Frankfurt 1985.

Heinz Ritter-Schaumburg, Die Didrikschronik oder die Svava. Otto Reichl – Der Leuchter, St. Goar 1989.

Eugen Ewig, Die Namensgebung bei den älteren Frankenkönigen und im merowingischen Königshaus. Francia 18/1, 1991.

Hermann Reichert, Heldensage und Rekonstruktion. Fassbaender, Wien 1992.

Susanne Kramarz-Bein, Die Þiðreks saga im Kontext der altnorwegischen Literatur. Francke, Tübingen-Basel 2002.

Elisabeth Lienert, Die ‹historische› Dietrichepik. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2010.

Rolf Badenhausen, Die Nibelungen – Dichtung und Wahrheit. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2005.
Ders.: Sage und Wirklichkeit. Dietrich von Bern und die Nibelungen. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2007.

Ders.: A Modern Review of Thidrekssaga: Merovingians by the Svava
https://www.badenhausen.net/harz/svava/MerovingSvava.htm

Ders.: Die Mosel im Licht von Thidrekssaga und Dietrich-Chronik.
https://www.badenhausen.net/harz/svava/Thidrekssaga-Mosel.pdf

Ders.: Zur Transmission der Thidrekssaga und Didrikskrönikan.
https://www.badenhausen.net/harz/svava/Transmission_Sv.htm

Ders.: Zur Schuldfrage von „Attila“ und Grimhild, Atli und Gudrun.
https://www.badenhausen.net/harz/svava/GrimhildsRache.htm

Ders.: Swanhilds Spuren in der Thidrekssaga?
https://www.badenhausen.net/harz/svava/SwanhildsSpurenThs.htm

Ders.: (Hrsg.) Geografisches Glossar der Thidrekssaga (engl.).
https://www.badenhausen.net/harz/svava/ThsGlossary.htm

Ders.: Wadhincúsan, monasterium Ludewici.
https://www.badenhausen.net/harz/svava/MonasteriumLudewici.pdf