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1584
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

1585
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1588


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

Die ersten Kriegswirren

Ersten Ausläufer der Religionskriege erreichten Dorsten im März 1584:
Truchsess zu Waldburg, zum Protestantismus abgefallener Erzbischof von Köln, rückte auf Dorsten zu, nachdem er schon Buer in Brand gesteckt hatte. Glücklicherweise kam den bedrängten Dorstenern Herzog Ferdinand von Bayern, ein Bruder des nachgefolgten Erzbischofs zu Köln, zur Hilfe und vereitelte eine Einnahme von Dorsten.
Im Dezember 1585 und im März 1586 wurde Dorsten durch den in Gebhards Diensten stehenden Oberst Martin Schenk bedroht.
Zwei Jahre später, am 28. Februar 1588, kam es zu der dramatischen Situation, als Philipp von Oberstein, ein Gefolgsmann Gebhard des II, um Mitternacht Dorsten um ein Haar erobert hätte. Die Siegesfanfare tönte schon und die Angreifer hätten Dorsten eingenommen, wären da nicht die 
Dorstener Frauen gewesen, die, ihr gräßliches Schicksal vor Augen, mit kochendem Wasser, siedendem Öl, Bienenkörben, Mistgabeln und Steinen verzweifelt um ihr und ihrer Kinder Leben kämpften und die feindlichen Horden in die Flucht schlugen. Die hierzu überlieferte Rede des Pfarrers Jakob Theodard Sartorius:
»...Während die Feinde eindrangen, erwuchs bei Euren verheirateten und unverheirateten Frauen ein Heldenmut in einem Ausmaß, wie er niemals angemessen gewürdigt werden kann. Mögen da die Historiker die Römerinnen, die Saguntinerinnen, die Amazonen und Frauen sonstiger Völker rühmen, deren Namen wegen ihrer heldenhaften Taten der Nachwelt überliefert sind, Eurer Frauen Mut, sofern er diese nicht übertrifft, kommt ihnen wenigstens zu vollem Recht gleich.
    Als nämlich der Feind die ersten beiden stark befestigten Tore und das voll bewehrte Bollwerk in tiefster Nacht mit äußerster Angriffswut besetzt hatte, und sich zu dem einzigen Tor, das in die Stadt führt, durchgekämpft hatte, und als der Feind unter höchstem Einsatz sich daranmachte, dieses Tor aufzubrechen und mit seinen Rammböcken zu zerstören, als das mit einem Gitter versehene Tor schon aufgegeben worden war und etliche von den Feinden umzingelt waren, und als Ihr schon am äußeren Tor, welches Ihr durch Euren Ausfall selbst dem Feind geöffnet hattet und dadurch ihm den Weg zum Eindringen in die Stadt geebnet hattet, damit beschäftigt wart, ihm durch Mist und andere Mittel den Weg wieder zu versperren, da sind Eure Frauen da, den fürchterlichen Ausgang vor Augen, und den ihrer Männer, ihrer Kinder, da werfen sie Steine, kochendes Wasser und Öl auf die Köpfe der dicht gedrängten Feinde.
Als die Feinde die Hitze des kochenden Wassers zu spüren bekamen und die Glut des brennenden Öls nicht mehr aushalten konnten, hörten sie zunächst irritiert auf, das Tor aufzubrechen, bis sie durch überall brennendes Öl und durch auf sie niederprasselnde Steinbrocken gezwungen wurden, zurückweichen und Tore und Bollwerk wieder freizugeben...«

Es folgen weitere Versuche, Dorsten einzunehmen, im spanisch - niederländischen Krieg (1581 - 1609) werden Truppen beider Parteien einquartiert.

1590 sah sich die Stadt schwer bedroht durch holländische Regimenter, die sich auf die Eroberung von Dorsten vorbereiteten. Zwischenzeitlich war aber vom Vest eine Kontributionssumme bezahlt worden, so dass die Holländer wieder abzogen.

Am 27. April 1595 kamen wieder die Holländer, die am 24. Juli 1595 auf Befehl des Prinzen von Oranien die Lippebrücke zerstörten. Am gleichen Tag zog der in spanischen Diensten stehende Oberst Graf von Berg an Dorsten vorbei.

Am 23. November 1598 belagerte der spanische Artillerie-Oberst Francisco de Velasco die Stadt, die nach zweitägiger Beschießung freiwillig ihre Tore öffnete und seinen 1300 Mann starken Truppen bis zum 15. April 1599 Quartier und Verpflegung leisten musste.


 
1600
 

1605
 
 

1609
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

1622
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

1625
 
 
 
 
 
 
 

1633

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1600 und Dreißigjähriger Krieg

Am 14. April 1600 kamen wieder die Holländer, die von Neuem die Brücke zerstörten.

Im August 1605 besetzte nochmals Graf von Berg die Stadt. 1609 kam es zwischen den kriegsführenden Parteien zu einem 12-jährigen Waffenstillstand.

Nach dem Waffenstillstand (1609) im spanisch - niederländischen Krieg, der auf 12 Jahre vereinbart ist, hofft man auf Frieden, auf Sicherheit.

Mit Beginn des Dreißigjährigen Krieges häuften sich die Einquartierungen kaiserlicher Truppen, die immer mit einem hohen Aufwand an materiellen Leistungen verbunden sind. Die Stadt verschuldet sich abgrundtief, die in früheren Jahrhunderten erworbenen Grundstücke mussten verkauft werden.
Marodierende Truppen machten das Land unsicher. Die Landbevölkerung wurde auf das Schlimmste drangsaliert, ausgebeutet, ermordet, geschändet. Sofern sich die Gelegenheit erbot, rächte sie sich erbarmungslos.

1622 quartierte sich der "Tolle Christian", Herzog von Braunschweig, ein, der u.a. die Schlacht im Lohner Bruch bei Stadtlohn 1623 gegen Tilly verlor.
 

Tilly
Christian "der Tolle"

1625 nahm der Oberst der katholischen Liga Otto Ludwig Blanckardt mit zwei Kompanien Quartier.

1629/30 lag Oberst Dietrich Othmar von Erwitte mit einem Teil seines Reiterregiments in Dorsten.
 

Die Festung Dorsten

1633 steht Dorsten unter der militärischen Kommandantur des kurkölnischen Hauptmanns Wolfarth, dem 100 Soldaten unterstehen:

Es ist der 8. Februar,
der Tag vor Aschermittwoch. Sicherlich waren die Dorstener durch die Fastnachtsfeiern etwas abgelenkt, der Bürgermeister Burich selbst soll an diesem Tage an einer Hochzeit teilgenommen haben, es bleibt offen, ob es seine eigene war.
Ein als Bettler verkleideter hessischer Spion sieht sich an diesem Tag gründlich in der Stadt um, erkennt seine schwache Besetzung und meldet dies unverzüglich seinen unweit entfernten Auftraggebern.
Nun kommen Meldungen in Dorsten auf, hessische Truppenkontingente seien nahe Dorsten gesichtet worden. Diese Berichte werden jedoch nicht gebührend berücksichtigt.
So stehen die Hessen mit großer Übermacht vor Dorsten und übernehmen die Stadt am Aschermittwoch 1633 ohne Blutvergießen.

Der hessische Landgraf Wilhelm V. ließ daraufhin Dorsten zu einer Festung ausbauen, wozu er den holländischen Baumeister Johann Adriansch verpflichtete.
So erhielt Dorsten über die alte Stadtmauer und den dazugehörigen Türmen und inneren Wassergraben hinaus Bastionen, die ihrerseits durch einen fünf Fuß tiefen Wassergraben und einen zusätzlichen Erdwall geschützt wurden. Zu diesen Arbeiten wurden die Besatzung, die Bürger und auch Bewohner der Nachbarschaft herangezogen. Die Mitarbeiter des Kupferstechers Matthäus Merian haben dieses Festungswerk überliefert.

Links:

Nordost-Teilansicht 
Südost-Teilansicht
Portrait Merian

1633 - 1634
Für Dorsten liegt der Glücksfall vor, dass Merians Stiche sowohl über die Festung als auch über die Belagerung für die heutige Betrachtung überliefert wurden. [Die in den nachfolgenden Beschreibungen mit rechteckigen Klammern angegebenen Koordinaten beziehen sich auf die entsprechenden Bildpunktpositionen in der nebenstehend zum Download angegebenen Grafikdatei (1,3 MB). Nordrichtung zum unteren Kartenrand.]

Starke Bastionen wurden vor dem Franziskanerkloster [1300;1150] und dem Recklinghäuser Tor [600;1100 - 850;1200], dem Essener Tor [1040;930] und dem Lippetor errichtet [1100;1350]. Wie auf Merians zweitem Stich über Dorstens damalige innere Bebauung gut zu erkennen ist, wurden insgesamt 8 Bastionen und durch gerade Erdwälle (Kurtinen) verbunden. Die Bastionen blieben stadtseitig offen, um von den alten Stadtmauern her leicht beschießbar zu sein. Die Flanken der Bastionen und die verbindenden Erdwälle konnten von der jeweils benachbarten Bastionen mit Geschossen bestrichen werden. Sämtliche Wälle bestanden aus Erde, die durch den Aushub des Vorgrabens bereitgestellt wurde (siehe Schnittzeichnung durch die Befestigungsanlage und Glossar Festungsbau).
Die zum Feinde zugewandte Brustwehr des Erdwalls war mit ca. 45 Grad abgeböscht. Zur Stadt fiel der Wall steil ab. 1,20 m unter der Oberkante verlief der erste Laufgang für die Verteidiger, weiter tiefer war ein zweiter Weg eingerichtet, um Verteidiger schnell von einem Ort zu einem anderen zu bringen, wenn es die Situation erforderte.
Der Vorgraben war mit Wasser bis zu einer Tiefe von 1,50 m gefüllt. Er wurde durch den Barloer Bach und den Schölzbach (auch Mühlenbach genannt) gespeist. Um den Vorgraben verlief ein zusätzlicher Erdwall. Er war zum Wasser hin steil abfallend in Mauerwerk ausgeführt, zum Feinde hin aber leicht abfallend in Erde gestaltet, so dass die Angreifer keinerlei Deckung gegen die Geschosse der Verteidiger hatten. Jenseits der Lippe war zum Schutze der Brücke ein Brückenkopf mit einer aus mehreren Wällen bestehenden Bastion erstellt worden [1100;1500]. Von den Wällen war der innere immer höher als der äußere wie dies sehr gut in der nordöstlichen Seitenansicht zu erkennen ist. Zwischen Lippe und alter Stadtmauer war aus Platzgründen nur eine kleinere Bastion [1100;1400] errichtet. Dafür wurde östlich davon, zwischen Lippe und Wassergraben, eine Hilfsbastion gebaut, der sogenannte "Halbmond" [1030;1400 (oben links im Bildausschnitt vom Lippetor)].

Der Bau der Befestigung dauerte von 1633 bis 1634.


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Belagerung 1641 nach Merian (1,3 MB) (DSL Verbindung empfohlen)
oder
Download

 
Merian Stich
Festung Dorsten (Ansicht  Bastionen)

 
Schnitt durch die Befestigungsanlage

Glossar Festungsbau

1636
Ihre Bewährungsprobe erhielt die Festung im Jahre 1636 als der Kaiserliche Generalfeldmarschall Johann von Goetzen das von den Hessen besetzte Gebiet eroberte, Dorsten aber nicht einnehmen konnte.
 
Johann von Goetzen

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