Sept. 2009
WIKIPEDIA, quo vadis?
Beispiel Ritter-Schaumburg und „VARUSSCHLACHT“
Rolf Badenhausen
 
Zum Arbeitskreis
Römer und Germanen in Westfalen
Paderborn, Schloss Neuhaus
9. Mai 2009
 
9 + 15 = Kalkriese. Ungefähr so auf den Punkt gebracht lautete die Eingangsbotschaft des vortragenden Moderators im Arbeitskreis „Römer und Germanen in Westfalen“. In das Auditorium von 50–60 Teilnehmern und offiziellen Gästen hatte sich auch LWL-Direktor Wolfgang Kirsch begeben, ausdrücklich begrüßt vom leicht verspätet erschienenen Halterner Museumsleiter Rudolf Aßkamp. Er sollte hauptsächlich als Werbefachmann über die Drei-Orte-Expo „Imperium–Konflikt–Mythos“ referieren. Nicht wenige Beobachter hatten eine fachwissenschaftliche oder verwaltungsinstitutionelle Repräsentanz auch aus Niedersachsen erwartet, doch weder der Moderator noch das vortragsaktive Podium machte zu keiner Zeit eine auf Anwesenheit deutende Anmerkung.
Diskussionsleiter Peter Kracht, Althistoriker aus Unna und Vorsitzender der Fachstelle Geschichte des Westfälischen Heimatbundes, hat versucht, den Zankapfel Kalkriese in ein sachliches Pro- und Kontra zu teilen. Allerdings sollte seine oberflächliche, in der Hauptsache auf numismatische Verhältnisse abhebende Argumentation bald in Verallgemeinerungen und Plattitüden übergehen: Über 700 mehr oder weniger wahrscheinliche Verortungsthesen der Varusschlacht, so Kracht, stünden ja immerhin noch zur Debatte. Er erwähnt Halberstadt als Extrembeispiel der besonderen Art und er hätte wohl im halbwegs plausiblen Kontext mit den römischen Überlieferungen auch keine Probleme damit, wenn jemand diese Arminiusschlacht in seinem Dorf lokalisieren würde. Gelächter ohne viel Applaus. Den erhielt vor allem der engagierte Archäologe Georg Eggenstein (Hamm–Paderborn) für Roms Gegner – Germanische Siedlungsplätze vor 2000 Jahren, ein auch vortragsrhetorisch beeindruckend vermittelter ethnokultureller Abriss über die damalige Lipperegion.
Zur Antwortfindung auf kritische Publikumsfragen richteten sich in der anschließenden Diskussion die Blicke von Moderator und Podium auf den Museumsleiter der lippischen Seestadt. Rudolf Aßkamp zu Anreppen: „ Dieses Römerlager spielt im Zusammenhang mit der Varusschlacht keine Rolle.“ – Rückfrage: „Warum?“ – „Es war zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt, denn es gibt dort keine auf seine Belegung um 9 n.Chr. hinweisende Funde.“ Soweit Aßkamp zu der mit einer Elison verknüpften Festung, in deren Nähe die aus dem Elsener Raum kommende Alme (Almiso – Aliso?) in die Lippe mündet.1
Caedicius, wo ist dein Aliso? Aßkamp will sein Aliso, jene rettende Burg für die auf cheruskischem Boden überlebenden Römer, nur in „Rheinnähe“ zulassen – eine geografisch relative und für einen erzählungsdramatischen Kontext („rettender Rhein“) ohnehin subjektiv zu wertende lokale Apposition. Haben wir also Verständnis dafür, dass er mit dieser Trophäe sein Halterner Römerlager und sein Museum bereichern will. Vorausgesetzt, er bekommt den hierzu notwendigen 100%-Beweis.
Varus, wo sind deine toten Legionen? Diese Frage stellte sich auch Berthold Seewald. Am Vortag dieses Kolloquiums setzte er in „Die Welt“: „25 Leichen sind auf dem besten Wege, den Untergang des römischen Feldherrn Varus und seiner drei Legionen in ein neues Licht zu rücken. “ Und er ergänzt mit numismatischen Besonderheiten zu Kalkriese und Haltern: „War das dortige Lager aber bis 16, also bis zum Abschluss der Rachefeldzüge des Germanicus, in Gebrauch, ließe das den Schluss zu, dass für den Sold der römischen Armee keine neueren Münzserien in Gebrauch kamen. Damit aber verschwände ein zentrales Datierungsmittel für den sogenannten ‚Varushorizont’ Kalkrieses, der dann genau so gut ein ‚Germanicushorizont’ sein könnte.“ Einen Tag später also bekennt sich Aßkamp noch wegen dortiger Fundmilitaria, die nach den Zeugnissen unserer römischen Scriptoren nicht auf Varianische Legionen übertragen werden können, vielmehr für Kalkriese in seiner Bedeutung um 15 n.Chr. und scheint damit die eingangs zitierte Kracht-Formel zu  emendieren.2 Doch zeitgleich verantwortet er unter der vom LWL unterhaltenen Homepage http://www.imperium-konflikt-mythos.de/ausstellung/konflikt die Dokumentenseite „Varusschlacht im Osnabrücker Land [per optimal abgestimmten Layout-Zeilenwechsel assoziativ „im“] Museum und Park Kalkriese“. 3
Das selbst vor un(auf)haltbaren Highway-Beschilderungen nicht Halt machende Suggestivgleichnis Kalkriese = Varusschlacht versinkt in der Niewedder Senke, jener Geländefalle, wo (nach naiven Vorstellungen) in gar fünfstelliger Größenordnung abgezählte Kämpferseelen in römisch-germanische Götterhimmel entrückt sein sollen. (Weniger naive Vorstellungen gehen von einer dort stattgefundenen und nach aktuellem Forschungsstand nicht widerlegbaren Germanicus-Nebenschlacht aus.)
Varus, wo sind die Gebeine deiner toten Legionen? Eine konstruktive Bezugnahme z. B. auf den forschungskritischen Netzbeitrag der Autorengemeinschaft um Siegfried G. Schoppe [http://www.arminius-varusschlacht.de/varus-kalkriese.pdf], mit dem auch Berthold Seewald die Anzahl seiner Konjunktive wohl weiter hätte reduzieren können, wurde in diesem Arbeitskreis ebenso vermieden wie der Vampir den Knoblauch scheut. Plausibility can be poisonous to questionable research.
Wohlgemerkt: Eine zweifellos berechtigte fachwissenschaftliche und von den Medien zunehmend aufgenommene Kritik an bewusst oder unbewusst etablierten Identifikationsangeboten von Kalkriese mit dem Untergang der Varus-Legionen kann und wird sicher nicht den Ausschluss der Niewedder Senke als Ausstellungsort Römischer Geschichte verlangen. Nicht wenige an sachlichem Themenumgang interessierte Beobachter denken vielmehr, dass die Beseitigung unfundierter assoziativer Gleichsetzungen sowohl vom als auch für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe und seinem Expo-Engagement von Vorteil sein dürfte.
„Verglichen mit der Varusschlacht kommt den Ereignissen der Jahre 14, 15 und 16 n. Chr. eine wesentlich weitreichende Bedeutung zu. Denn obwohl Germanicus einige Einzelsiege verzeichnen kann, gelingt es Armin und den mit ihm verbündeten germanischen Stämmen, die an Zahl und Ausrüstung weit überlegenen römischen Legionen zum Rückzug über den Rhein zu zwingen.“  Die niedergermanischen Züge des Germanicus schildert Ernst F. Jung aus der Perspektive seines hypothetischen Protagonisten: „Thetmar-Calpurnius“ – eine Gestalt, die in Ansätzen bereits Tacitus überliefert – ist die Zentralfigur, die   chronistische   Zeugnisse,  kulturelle
Rolf Badenhausen:
Kalkriese und Arminiusschlacht.
Eine geohistorische Betrachtung der Züge des Germanicus
(Aktualisiert am 19.03.2010)

Rolf Badenhausen: Kalkriese und Arminiusschlacht.

Verhältnisse, kampfstrategische und -taktische Züge zwischen Römern und Germanen reflektiert. Jung: „Dabei ist die Grenze zwischen Phantasie, geschichtlich Nachgewiesenem und Möglichem fließend. Bei der Rekonstruktion des kulturellen Hintergrunds wurde mehr Wert auf ein überzeugendes Gesamtbild als auf streng wissenschaftliche Genauigkeit gelegt.“ Sein nicht mehr gelisteter "Tatsachenroman" In den Krallen des römischen Adlers erschien 1978 und belegt beispielhaft, dass antiquarische Literatur nach den Unschärfen historischer Quellen aus fachkritischer Sicht keineswegs als überholt abgewertet werden darf.
Schoppe: Varusschlacht
Zum Thema
„total überholt“ 
und 
„aktuell wenig widerlegbar“:

Offene eMail des Verfassers an eine Kultur-Journalistin, die meint, Ritter-Schaumburg gerecht rezensiert zu haben:

Aus der eMail des Verfassers vom 25.6.2009 an die „Ruhr Nachrichten“

Mehr zu Ritter-Schaumburgs 'Hermann der Cherusker' ...

__________________________

Endnoten zum obigen Beitrag:

 
1   Im Anreppener Lager wurden konstruktive und mit seiner baulichen Endphase durchaus harmonierende Funde auf ca. 5 n.Chr. datiert. Es erscheint insoweit und vor allem nach militärstrategischen Gesichtspunkten ausgesprochen unplausibel, dass Varus diesen logistisch und infrastrukturell exponierten Großstützpunkt, die neben einem postulierten Horner (Marsch-) Lager für den althistorisch deklarierten Schlachtraum ohnehin nächstgelegene Römerbasis, weder in operativem noch auxiliarischem Anspruch genommen, somit nach Aßkamps Vorstellungen schlichtweg übergangen haben soll. „Varus war so wenig ein Dummkopf wie Arminius ein Held .“ So zitieren die „Ruhr Nachrichten“ LWL-Chef Wolfgang Kirsch nur wenige Tage später.
Da Varus vor dem Ausbruch der von Arminius koordinierten Germanenangriffe sehr wohl über eine funktionierende Lippelogistik verfügen konnte, werden seine fliehenden Soldaten im ersten intakten Römerlager flussabwärts der Lippe Schutz gesucht haben. Falls Anreppen als Fluchtpunkt tatsächlich ausscheiden sollte, wäre der Fluchtweg weiter nach Westen und somit zunächst nach Oberaden verlaufen. Ein Großstützpunkt, für dessen Errichtung nach römischen Quellen nicht weniger als 25000 Eichen gefällt worden sein sollen. Mit seinem Areal von rund 56 ha ist dieser Römersitz in unmittelbarer Nachbarschaft zum mutmaßlichen Hafenlager Beckinghausen deutlich größer als die Halterner Feld- und Hauptlager.
zurück zum Text
2   Siegfried G. Schoppe (Varusschlacht, 2007) begründet seine Kritik (bei Lippek/Schlüter 2008, S. 83–104) an den Kalkrieser Militariafunden, die wohl kaum von Varianischen Legionen stammen können und in besonderem Interesse des „Kartells“ (Peter Kehne) umdeklariert  wurden. Etwa mit jenem bei Kalkriese versuchten Zeitsprung, wonach die Legio Prima Augusta (Fundstückgravur  L P A) – die Germanicus als Germanica  ins rechtsrheinische Niedergermanien führte – dem gescheiterten Varus zur Unterstützung gedient habe. Zitat Schoppe a.a.O. Seite 95:
Da in Kalkriese bisher nur Ritzungen und Punzierungen gefunden wurden, die als I oder P (auch IPR und PRI sowie LP und LPA) zu lesen waren – jedenfalls haben die Kalkrieser bisher keine anderen Kennungen preisgegeben –, da die Grabungen aber von Anfang an der Varusschlacht mit den Legionen XVII/XVIII/XIX und nicht den Germanicus-Caecina-Schlachten galten, wurde die römische Eins (I) überall als Kohorten- und Zenturien-Kennung gedeutet. Das führt nach zwanzig Jahren Archäologie in Kalkriese zu der kuriosen Fundkartierung, dass 9 n. Chr. unter Varus überall nur Erste Kohorten aus verschiedenen Legionen oder nur Legionäre einer Ersten Kohorte oder Zenturie (?) gekämpft haben und dass die Kämpfer offensichtlich nur Wert darauf legten, ihre Kohorten- und Zenturien-Zugehörigkeit, nicht aber ihre Legionskennung preiszugeben. 
Gegen den numismatischen „Varushorizont“ von Kalkriese, also den archäologischen Zeitzähler mit dem apodiktischen Endwert 9 n.Chr., sprechen allerdings nicht nur fundtypologische Erkenntnisse. So darf durchaus zur Disposition gestellt werden, dass nur mit beispiellos dotierten Soldversprechungen für Rom kämpfende Legionäre zu einem erneuten Zug gegen einen Feind motiviert werden konnten, dessen Kampfstärke bis dato jede imperiale Gradskala an gegnerischer Vernichtungskraft schlicht gesprengt hatte. Eine dem Rechnung tragende Maßnahme des Oberkommandos, den Sold-Großteil jedem Legionär nach seiner Rückkehr auszuzahlen, lässt sich hier vor allem als sinnvolle Etatbegrenzung für die Kriegskasse in die Waagschale werfen. Dadurch, d. h. durch eine gering zu haltende Münzproduktion und -ausgabe für nunmehr und immerhin 8 Legionen unter Germanicus und Caecina, konnte zugleich vermieden werden, dass Niedergermanien erneut und wiederum in völlig ungewissem Ausmaß dieses zweifellos besonders begehrte Beutegut von ohnehin überregionalem Stellenwert anhäufen konnte. Dazu passt übrigens Tacitus' Anmerkung (Annalen I,37,1), dass Germanicus 14 n.Chr. rebellierenden niedergermanischen Heeresverbänden Legate aus seinem Privatvermögen und dem seiner Freunde in zweifacher Höhe vorstreckte, die bereits Kaiser Augustus testamentarisch festgelegt hatte. Reinhard Wolters (Die Schlacht im Teutoburger Wald, 2008) gibt anhand der Münzfunde im Römerlager Dorsten-Holsterhausen, dem er einen Anspruch auf römische Begehung bis 16 n.Chr. einräumt, aus anderer und zur vorstehenden Argumentation nicht widersprüchlicher Perspektive zu bedenken (a.a.O. Seite 171):
Für die Interpretation des Fundplatzes von Holsterhausen, auf dem sich derzeit mindestens elf aufeinanderfolgende und sich teils überschneidende Militäranlagen nachweisen lassen, wird in der Tat bereits erwogen, ob der allgemeine historische und archäologische Befund nicht die besseren Indizien liefert, als es die Prägedaten der dort gefundenen Münzen können: Germanicus hat den literarischen Quellen zufolge ständig entlang der Lippe Militäroperationen durchgeführt, und man vermutet, dass der Platz Holsterhausen, im unmittelbaren Vorfeld von Xanten gelegen, dabei eine Rolle spielte. Da sich in Holsterhausen jedoch keine Münzen aus den Jahren zwischen 10 und 16 n. Chr. gefunden haben, wäre die Konsequenz, dass solche «frischen» Prägungen noch gar nicht ihren Weg in die Geldbörsen der Soldaten des Germanicus gefunden hatten – oder zumindest in diesen Geldbörsen so selten waren, dass eine der frisch geprägten Münzen entweder damals noch nicht verloren gegangen ist oder heute noch nicht wiedergefunden werden konnte.
(Zu den Ausgrabungen 1999–2002 im Marschlager Dorsten-Holsterhausen: Ebel-Zepezauer, Grünewald, Ilisch, Kühlborn, Tremmel: Augusteische Marschlager und Siedlungen des 1. bis 9. Jahrhunderts in Dorsten-Holsterhausen; ISBN 978-3-8053-3952-0.)
Der auffallende bzw. vergleichbar hohe Silberanteil in den Kalkrieser Münzfunden spricht eher gegen eine zum Varus-Feldzug stattgefundene (wie ohnehin nicht übliche) Vorab-Besoldung. Zwischen den Jahren 1 v. und 9 n.Chr. geprägte Münzen zählen nicht zum Kalkrieser Ausgrabungsbestand. Wolters gibt insbesondere zu Bedenken (Chiron 32, S. 297–323; 2002), dass etwa mit dem bei Kalkriese nicht gefundenen, jedoch ab 5. n.Chr. zu datierenden Typ 2 des Gaius-Lucius-Denars die Niewedder Senke als Austragungsregion einer Varusschlacht also nicht wahrscheinlich gemacht werden kann.
Es ergibt sich aus Tacitus II,7, dass Germanicus 16 n.Chr. die Absicherung und Unterhaltung der lippischen Lager bzw. Stützpunkte verfolgt hat. Somit konnte er leicht, wie Tacitus weiter berichtet, in einem bekannt gewordenen Störfall die Belagerer eines Kastells mit 6 Legionen (!) zum vorzeitigen Rückzug bewegen. Insoweit muss also davon ausgegangen werden, dass zumindest in Rheinnähe gelegene Lager wie Holsterhausen und Haltern infrastrukturell und logistisch aufrecht erhalten wurden. Daraus folgt eine offensichtlich stringente Zeitmarke für die Kalkrieser (Münz-)Fundinterpretationen. Wolters konstatiert zurecht:
Denn übereinstimmend wird von allen Forschern anerkannt, dass für die Zeit des Germanicus im Vergleich zu jener des Varus der Anteil der neu hinzugekommenen Münzen gerade einmal ein Prozent ausmachte. Mit anderen Worten: Die zur Zeit des Germanicus verwendeten Münzen waren noch zu 99% dieselben, die bereits in der Zeit des Varus benutzt worden sind. Entsprechend schwierig ist es für die Archäologie, die beiden Zeitabschnitte scharf voneinander zu trennen.
Lutz Walther (Varus, Varus!, 2008/2009) argumentiert a.a.O. Seite 34: 
Ein anderer Aspekt jedoch, der Numismatiker, Archäologen und Historiker gleichermaßen vor Rätsel stellt, sind mutwillig zugeführte Beschädigungen auf einer großen Anzahl der [in Kalkriese wie auch in Haltern (!), Lahngau-Waldgirmes und an weiteren Orten ergrabenen] Kupfermünzen: Hierbei handelt es sich vermutlich um mit Dolchen verursachte Einstiche in das Porträt, die aufgrund ihrer Verteilung auf der Münze nicht als Teilungs- oder Münzentwertungsversuche gedeutet werden können. Wolters und Kehne stellen stellen die Vermutung an, dass es sich hierbei um »gegen das Bild gerichtete Mißfallenskundgebungen«, also um Augustus gerichtete Akte kollektiver Zerstörungswut handeln könnte. Der einzige bekannte größere Aufstand in jener Zeit ist die Meuterei der römischen Soldaten am Rhein im Jahr 14 n.Chr. Diese These spricht nun eher dafür, dass es sich bei Kalkriese nicht um die von Varus verlorene Schlacht, sondern die Auseinandersetzung zwischen Arminius und Caecina handelt.
und macht schlussendlich weniger einer seriösen fachwissenschaftlichen Position als vielmehr der Kalkrieser Vermarktungsmaschinerie mit offenkundig irriger Prioritätssetzung ein dickes Geschenk. Walther a. a. O. auf gleicher Seite:
Alles in allem liegt die Beweislast jedoch nach wie vor bei denjenigen Wissenschaftlern (und Hobbyhistorikern), die Kalkriese lieber mit der Caecinaschlacht in Zusammenhang wissen wollen.
Aus umfangreichen und darunter z. T. mehrfach differenzierten Münzfundstatistiken über Kalkriese und andere Fundorte eine Verteilungsstatistik von Varus-Legionsdenaren:
 
Anteile von Varus-Legionsdenaren an fünf unterschiedlichen Fundorten sowie in einem Gebietskomplex. 
Nach dieser Statistik, zu der diese Münzsorte aus dem jeweiligen orts- und gebietsspezifischen Erfassungsbestand anteilmäßig herausgerechnet und prozentual ausgewiesen wurde, wird man Kalkriese als postulierten Ort der oder einer Varusschlacht nicht wahrscheinlich machen können. 
Quellennachweise: Frank Berger 1993, 1996, 1998, 2000, 2004 sowie z. T. in rezensiven Behandlungen zuletzt Lippek/Schlüter 2008 (ISBN 978-3-9806268-6-6) Seite 213 f., Peter Kehne 2009, (ISBN 978-3-89534-798-6, ISSN 0342-0876) S. 135-180 sowie diverse Veröffentlichungen von Reinhard Wolters.
Peter Kehne zum Kalkrieser Münzfundkomplex in zusammenfassender Bewertung: 
... Reinhard Wolters hat auch Bergers Verteilungsmodell zu den Prägezeiten der Silbermünzen von Kalkriese korrigiert und ihm ein nach Ausgabezeiten differenziertes Modell gegenüber gestellt, das für die Kalkriesemünzen eine Ausgabezeit bis ca. 15 n. Chr. ausweist ... Des weiteren hat Wolters inzwischen aufgezeigt, dass das Münzspektrum von Kalkriese der Struktur nach jünger (!) als das von Haltern ist. Ein Vergleich der Verteilung der Bronzemünzen an den Fundplätzen Oberaden, Anreppen, Haltern und Kalkriese ergibt eben diese chronologische Abfolge ... (Lippische Mitteilungen 78/2009, S. 168.) 
zurück zum Text
3   Am 24. Juni 2009 zitieren die „Ruhr Nachrichten“ Aßkamp mit den Worten: „Die Indizien als Ort der Varusschlacht reichen nicht aus.“ Damit wiederholt er die berechtigte Kritik von NRW-Ministerpräsident Rüttgers anlässlich seiner Eröffnungsrede zur „Konflikt“-Expo. 
zurück zum Text
 

Schloss Neuhaus, Paderborn, 9.5.2009.