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WIKIPEDIA, quo vadis? – Beispiel Ritter-Schaumburg und „Varusschlacht“


 

 

Einem Ex-Bestseller wie Ritter-Schaumburg, der trotz und scheinbar wider besseres Wissen geradezu ungefragt, „unwissenschaftlich“, überflüssigerweise das mutmaßlich geheiligte wie zur „Kalkrieser Varusschlacht“ allenfalls pseudowissenschaftlich haltbare Grabungsterrain zunächst und anscheinend zurecht ausklammern durfte, soll nach den Vorstellungen dubioser Mediengestalter nun doch nicht das Schwarze unter dem Fingernagel gegönnt werden.

Und vor allem dort nicht, wo sich eine zumeist hinter Pseudonymen verbergende Spezies tummelt, die den enzyklopädischen Begriff im zunehmend fragwürdig eingeschränkten Sinn verwendet. Die Zensur von Ritter-Schaumburg im deutschen Wikipedia („Varusschlacht“ → „Diskussion“; Juni 2009, jetzt entfernt) liefert vielmehr jene Plots an Pauschalitäten, Präjudizierungen und unfundierten Wertungssprüchen einer sich erkennbar abschottenden Clique, deren Absage an Ritter's substanziellen Folgerichtigkeiten offensichtlich nur von namentlich maskierten Rezensenten vertreten werden kann. Ist also solcher Spezies die Erkenntnis zumutbar, dass wegen einer Reihe noch offener Fragen sich nur bedingt vergleichbare Quellen aus unterschiedlichen, teils schwieriger Abwägungen bedürfenden, teils aber auch ergänzenden Perspektiven nicht im Wesentlichen gegeneinander ausspielen lassen? Und so sollen es u. a. jene scheinbar bis in die römische Zeit datierbaren Horner Hufeisenfunde sein, mit denen nun doch eher der Germane seine Ponys denn ein für Rom tätiger Schmied gar imperiale Rösser beschlagen haben, somit noch Kurt Stades altwissenschaftliche Kartografie von römischen Siedlungs- und provisorischen Lagerstätten gesäubert werden soll.

Mit welchen faktisch wie auch insgesamt sachthematisch vertretbaren Einwänden wollen diese Rezensenten den auflagenstärksten Autor aus ihrem Netz verbannen? Wirklich damit, dass sie eine 1988 präsentierte Arminiusforschung mit nirgends plausibel begründetem Verfallsdatum als obsolet bezeichnen? Wirklich damit, dass Ritter-Schaumburg zwar in Literaturwissenschaft promoviert hat, aber schließlich doch kein studierter (Alt-)Historiker ist, um ihre beschränkten oder beschränkenden Vorstellungen zu befriedigen?

Zu denken gibt das nicht nur auf jener Wikipedia-Diskussionsseite erkennbare Gefälle zwischen dort um Versachlichung bemühten, doch zum Scheitern verurteilten Beitragsgestaltern.

Passend zum aktuellen bzw. am 22.09.2009 publizierten Aufruf der Wikipedia-Macher Snow und Wales, für ihr eifrig genutztes Medium jetzt neue Perspektiven und Zielvorgaben zu machen, erschien einige Tage zuvor auf oben genannter Diskussionsseite der Thread (Varusschlacht-) Datum. Seine von einer zertifizierten Übersetzerin ins Englische gebrachte Fassung wird – sicher im Paket mit weiteren Fällen – demnächst beide Herren auf einem wohl kaum von deutschen Wikipedia-Funktionären kontrollierten Bearbeitungs- oder Verarbeitungsweg erreichen. Post, mit der die Frage gestellt wird, ob in ihrem evolutionären Info-Revier gestört umhergallopierende Oberhirsche, wandelnde Schlafmützen und herumschwafelnde Rausschmeißertypen noch eine Zukunft haben sollten.

 

Rolf Badenhausen

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